Prächtiges Grabkreuz eines erfolgreichen Geschäftsmannes mit spannender Ortsgeschichte restauriert.
Rechts von der Grabstätte Dr. Karl Kihn wurde 2017 in der Mauer des Alten Friedhofes, ein Grabkreuz von 1773 wiederentdeckt. Es handelt sich hier um den Grabstein des Küfers und Bierbrauers Johann Adam Rauch, sehr erfolgreicher Wirt des „Goldenen Ankers“ und Gründer der Brauerei und Gaststätte „Goldner Engel“, beide in der Alten Langgasse. Zu erwähnen ist noch, dass Johann Adam Rauch und seine Frau 1735 die große Steinskulptur des Hl. Nepomuk stifteten, die heute vor dem inzwischen geschlossenen Langgassen-Portal der St. Jakobuskirche steht, ebenfalls Zeichen seines Reichtums und Spendenfreudigkeit.
Auf dem prächtigen Grabkreuz sind unter einem Relief der Heiligen Familie, die Namen der drei früh verstorbene Söhne Rauchs zu erkennen:
ALLHIER RUHEN IN GOT ? DES EHRSAMEN HE. JOHAN ADAM RAUCH ? SÖHN DER ERSTE JOHANN ADAM GEBOREN 1734 de. 21. 7BER IST GESTORBEN 26. 8BER 1734 DER ZWEYTE JOHANN ADAM IST GEBOHREN 1735 UND GESTORBEN 1736 de. 23.JULY. DER DRITTE JOHANN JOSEPH IST GEBOREN 1738 UND GESTORBEN 1740 de. 20. JULY R.I.P.
Die historische Bedeutung dieses Grabsteines konnte durch die Recherchen von Dr. Bertold Picard belegt werden. Sie besteht darin, dass dieser Stein aus dem Jahre 1773 40 Jahr später 1813, in die Mauer des Alten Friedhofes eingelassen wurde, nachdem der Kirchhof an St. Jakobus geschlossen und durch einen neuen (heute „Alten“) Friedhof in den Pfortenweingärten ersetzt wurde. Es ist zu vermuten, dass die Einmauerung durch Nachkommen Rauchs absichtlich erfolgte, um eine Brücke zwischen den toten Kindern auf dem Kirchhof zu den später verstorbenen Eltern auf dem alten Friedhof herzustellen. In einem anderen Fall kam es sichtbar zu Verzahnungen des neuen („Alten“) Friedhofs mit dem Vorgänger, dem Kirchhof St. Jakobus. Ein im Museum Großauheim gegenwärtig ausgestellter Grabstein, der 1952 auf dem Alten Friedhof gefunden wurde, ist der Grabstein des 1799 verstorbenen Matthes Botzum, der Ende 1813 vom Kirchhof St. Jakobus auf den „Alten“ Friedhof versetzt wurde, um dort mit ergänzender Inschrift das Grab seiner am 26.11.1813 verstorbenen Ehefrau Maria Anne Botzum zu versehen. Von dem Grabstein hat sich nur eine Fragment mit der Inschrift erhalten.
Beide Grabkreuze sind deshalb die ältesten Grabmäler des Alten Friedhofs und verdeutlichen zudem die Verzahnung des Kirchhofes St. Jakobus mit dem „Alten“ Friedhof. Manche andere Einwohner nahmen die Grabsteine ihrer Angehörigen an sich und mauerten sie in Gebäude und Einfriedungen ein.
In Anbetracht dieser Bedeutung und zu seinem Schutz, ließ der Heimat- und Geschichtsverein dieses Kreuz bergen und schlug der Stadt Hanau eine Restaurierung vor, die im Zuge der Restaurierung des Grabmals von Familie Gaul stattgefunden hat. Das Grabkreuz wurde genau an der Mauer der Fundstelle wieder aufgestellt. Die ersten Überlegungen, dass dieser Grabstein auf ein Kindergrab hinweist, wurden widerlegt. Eine Tafel der geschichtlichen Zusammenhänge zwischen dem Grabstein 1799 (Museum) und Grabstein 1773 (Alter Friedhof) wird demnächst noch erfolgen