Liebe Mitglieder und Freunde unseres Vereins

 

Sie haben sicher gemerkt, dass ich in meinem Jahresbericht im Lob für Herrn Picard doch sehr spärlich war. Das heißt natürlich nicht, dass er nicht, wie in all den Jahren zuvor der Spiritus Rector des Vereins war.

Wie viele erinnern, haben wir ihm vor 6 Jahren bereits unsere Ehremitgliedschaft überreicht und ihn gefeiert. t Ich hatte die wohl geschliffenen Reden des OB aus dem Jahr 2013 und die freundliche Rede der Staatssekretärin als Vorlage für diese Abschiedsrede herangeholt. Sein Werdegang, seine Tätigkeiten, sein Charakter und seine Verdienste um die Lokalgeschichte sind hier ausführlich dargestellt worden. Loben erwähnten die Vorredner seine Arbeit in der deutsche Bibliothek, in deren gut organisierten Apparat auch ich 1979/1980 saß und abseits von der Hektik und der Enge der Wohngemeinschaften promovierte. Und doch fand ich in all den schönen Reden keine passenden Worte, die ausdrücken können, was ich sagen will.

 

Also wage ich es ganz intim und ganz persönlich. Ich kannte Sie aus den wertschätzenden Reden meiner Eltern bevor ich Ihnen begegnete aus den Jahren 1974-1976, als Großauheim eingemeindet wurde und alle sich fragten, wie nun die Bestände des Vereins, das Erbe und die Identität Großauheims erhalten werden konnten. Sie erschienen wie eine Hoffnung und stellten sich energisch an die Spitze des damals brachliegenden Heimatvereins, der im Prinzip nur noch aus August Peukert und Alois Funk bestand. Spätestens bei Ringen um die Alte Schule, das sich bis in die Mitte der 1980er Jahre hinzog, zeigten Sie, wie groß Ihre Fußabdrücke sind. In dieser Zeit lernte ich auch ihre Eltern kennen, den sehr liebenswürdigen und freundlichen Vater, der so nett plauderte und die selbst in ihrem hohen Alter wirklich schöne und gepflegte Mutter.

 

Sie erzählten mal, dass der stumme Einsiedler in der Wilhelmsbader Höhle eine wichtige Rolle in Ihrem Interesse an Geschichte gespielt hat - vielleicht waren Sie so etwas ähnliches für mich. Irgendwann kamen Sie mal auf mich zu und sagte relativ unvermittelt: Ich werde bald 70, ich muß an meine Nachfolge denken.

Ab diesem Zeitpunkt - also da war ich um die 50J - fühlte ich mich gefragt, ob ich wage, an diesen großen Schuhen teil zu haben und ich habe mir mit der Antwort Zeit gelassen. Vor ungefähr 15J. sassen wir dann zusammen und planten die 1200-Jahrfeier, Sie arrangierten die Ausstellung und die Vorträge, wir bastelten an der Irminrat herum und ich hetzte die Hunnen durch Großauheim. Ich erlebte , dass Ihre Spuren nicht nur groß, sondern auch sehr tief, sehr prägnant und eindeutig sind. Geschichte war mir bis dahin Hobby, Freude, Spaß gewesen und ich lernte von Ihnen, es als engagierten und verantwortungsbewussten Forschungsbereich zu sehen.

 

2011 unterstützen sie meine Wahl zur Vorstandsvorsitzenden, obwohl ich doch weit weg war, und die Mitglieder akzeptierten, dass mein Mann und ich zu zweit kamen. Es folgten seither 8 Jahre des Lernens und während wir in diesen neuen Bereich einstiegen begleiteten Sie uns. Es war ein ermunterndes An-die-Hand-nehmen und auch ein forsches Vorwärtsschubsen vor allem aber ein ständiges Hilfsangebot und Ermutigen. Nun legen Sie den Vorsitz nieder, und mir fällt das berühmte Bild ein, wie Bismarck das Schiff verläßt. Aber wir schauen nicht hämisch doof sondern wir armen verlassenen Vorständler fühlen uns heute hier wie arme Waisenkinder.

 

Also bleibt uns nur zu sagen: Danke. Für das, was sie für uns als Personen zu unserer Entwicklung beigetragen haben, für das, was sie für diesen, Ihren und unseren Verein an ungeheuerem Fleiß, sprudelnden Ideen und klugem Engagement gegeben haben und Danke für Großauheim, diesen kleinen Nabel der Welt, in dem wir leben.

 

Sie sagen gerne, dass wir auf den Schultern unserer Vorfahren stehen. So sage ich auch Danke für die Schultern, die sie freigelegt haben und die Sie für uns benannt und geehrt haben. Wir balancieren also nicht nur geistig auf ihren Schultern herum, wir stehen auch hier in dem Raum, den Sie erhalten und geschaffen haben in einem Gebäude, das mit Recht auch Bertold-Picard-Haus heißen könnte. Und so sollte ich hier schließen, denn Abschiedsworte sollten wie Liebeserklärungen kurz sein.

 

Zuvor will ich auch und besonders ihrer Frau danken, denn zu jeder sichtbaren Größe und zu jeder beachteten Leistung gehört einer, dessen Leistung und Größe nicht anerkannt ist und der im Hintergrund all das tut, zu das der Vordermann nicht kommt. Sie erweitert Ihre Aktivitäten durch eigenes Engagement, steht Ihnen sicher an Fleiß und Ideen nicht nach und hat einen hohen Anteil an Ihrem Erfolg. Wir freuen uns, dass auch sie noch gesund und munter ist.Wir senden Ihrer großartigen Frau die allerbesten Grüße. Von außen sieht es wie eine perfekte Ergänzung aus, während Sie sich um die Vergangenheit bemühen, wirft Ihre Frau sich mutig in die Gegenwart und gestaltet unsere Zukunft.

Wir danken Ihnen beiden, wir wünschen Ihnen beiden von ganzem Herzen alles Gute, wir beneiden die Eppsteiner, dass Sie dort wohnen und Sie werden uns sehr fehlen.

Wir wünschen dass Sie

 

bereit zum Abschied sind und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.