3. Jahrgang                                  Gross-Auheim, den 30. Jan. 1939                                              Nr. 20.

Vereinsnachrichten:  

     Das Heimatmuseum ist sonntäglich von 14 - 15 Uhr geöffnet.

Jeden Donnerstag abends 20 ½ Uhr Zusammenkunft im Museum.

     In diesem Jahre, und zwar im September, kann der Heimatverein auf ein 10-jähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlaß sei heute die Bitte ausgesprochen, daß sich die Mitglieder mehr als bisher an der Vereinsarbeit beteiligen, damit die Ziele des Vereins gerade in diesem Jahre nachdrück-licher gefördert werden.

Zu  gelegener Zeit wird in einer Sondernummer über die Tätigkeit des Vereins seit der Gründung eingehend berichtet werden.

     Für das Heimatmuseum sind gestiftet worden:

-  von Mitglied Friedr. Heinbuch, ein Band Frankfurter Zeitung, Kriegsjahrgang 1915.   

-  von Mitglied Georg Neumann, Mobilisierungs-Kundgebung der tschecho-slowakischen Regierung vom Sept. 1938, ausgegeben in Kaplitz. (Von seinem Sohn Josef, der als Angehöriger des I.R. 116/7 den Einzug ins Sudetenland mitgemacht hat.)

     Den Stiftern herzlichen Dank !

 

Bei den Erdarbeiten auf der Flur „In den Hecken“, hinter dem Dammsküppel, wurden vorzeitliche Wohn- und Grabstätten angeschnitten. Die Funde wurden in Gemeinschaft mit dem Bezirksvertrauensmann für Bodenaltertümer Herrn Birkner-Hanau, laufend geborgen. Sie entstammen der Jüngeren Steinzeit, der Bronzezeit und der Laténeperiode. Demnächst wird ausführlich berichtet werden.

 

                                                                                                                      Der Vorstand.

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Heimatkunde, Volkskunde, Familienforschung, Naturschutz:

(Darf nur mit Zustimmung des Heimatvereins veröffentlicht werden.)

 

Die alten Jagdgerechtigkeiten in der Groß-Auheimer Gemarkung.  VI.

 

     Von diesen Rehen war eines von „Ihre Hochwürd. Gnad. Herrn v. Warschberg, das andere von Herrn Baron v. Wallenfels“ . Hier bemerkt der Amtsschreiber, daß auch erlaubt sei „allerhand hohes und anderes Wildprett zu schießen, Weilen aber dermahlen sich keines in diesem Trieb befunden, hatte auch keines geschossen werden können.“ Er wollte damit sagen, daß der Kurfürst nicht allein Hasen Rehe und Feldhühner zu schießen berechtigt sei, sondern auch alles andere Wild, wenngleich bei dieser Jagd auch solches nicht vor die Flinte gekommen sei.

 

 

„Am Heimatborn“.1939. Nr. 20

 

 

Weiterhin wurden bei einer Jagd, die der Oberamtmann zu Steinheim am 10. Aug. 1694 abhielt, 5 Rehe und 1 Hase erlegt. Schließlich sagen die Unterthanen von Großauheim bei einer Gelegenheit aus, daß der Kurfürst von Mainz in den Jahren um 1780 (das Jahr wird nicht genau bekanntgegeben) „in auheimer gemarkung mit Gohrn biß an das Kahler Reißig gejagt, die sambtlichen ambts Underthanen damahlen getrieben haben“ und auch Wildschweine geschossen und Feldhühner gefangen wurden, ohne daß von einer Seite Einspruch erhoben worden wäre.

     Die politische Umgestaltung im Jahre 1802 brachte in die jahrhunderte alte Streitsache, zunächst wenigstens, keine Klärung. Hessen-Darmstadt, das an die Stelle von Kurmainz getreten war, behauptete das überkommene Recht ebenso hartnäckig wie ehedem der Erzbischof. Hessen-Kassel (Kurhessen) seit 1736 der Besitznachfolger der Grafschaft Hanau, verwahrte sich auch jetzt gegen die vermeintlichen Übergriffe des Steinheimer Amtmannes. Zwar konnten wir bis jetzt nicht feststellen, ob durch den Besitzwechsel 1802 auch der Wildbann im Bulauwalde an Darmstadt überging. Es steht aber fest, daß die Hessen-Hanauer weiterhin die Jagdgerechtigkeiten in Auheimer und Krotzenburger Gemarkung auszuüben befugt waren, Hessen-Darmstadt dagegen nur die früher zugesicherte  Mitjagensgerechtigkeit beanspruchte. Wir können diesen Zustand aus den Jagdakten des Jahres 1804 entnehmen. Der Originalität halber lassen wir die Urkunden selber sprechen: Oberförster Adler von Groß-Krotzenburg, der in Hessen-Darmstädtischen Diensten stand, erstattete am 26. Aug. 1804 eine Beschwerdeschrift an das Oberforst-Colleg in Darmstadt über Jagdbetrieb der Hanauer auf Bartholomäustag. Er sagt: „Auf Bartholomäi d. 24ten dieses Monats waren die Hessen-Hanauer Jagdbeständer schon Morgens um halb sieben Uhr mit fünf Kutschen Voll und bis 25 Mann Jäger in hiesiger  Gemarkung (Groß-Krotzenburg), sie haben alle drei Wälder und Felder durchfegt und unaufhörlich geschossen. Viele und die Erste von dem Hessischen Jagt- und Forstpersonale haben in den Kutschen gesessen, und die Felder bis an das Ord durchgefahren, das die vorm Orde an der Pforte gestandenen Bauern, weilen hier fayertag war, alle mit angesehen haben, und das ungewöhnliche starke schiesen gehört haben. Sie haben auch mit Klappern mit Mehrere Buben die drei Wälder durchjagt und sind Nachmittag um vier Uhr Vom Oberwald her im Zug mit 4 Kutschen am Ord die strasen her bis an die Pforten dem Pohlgraben hinaufgefahren, während andre Jäger in der Wallausee bis nach 6 Uhr abends unaufhörlich geschossen haben. Dem aüserlichen Vernehmen nach sollen die Hanauer die diesseitige Jagdbegänger erwartet und deswegen dieses öffentliche aufsehen erreget haben. Was ich also hiermit Einem Hoch preislichen Ober Forst Colleg anzuzeigen für nötig erachte“. In einem weiteren Protokoll vom 29. Aug. 1804 sagt Adler weiter aus, daß die ganze Kurhessische Forstkommision von Hanau mit den Hanauer Jagdbeständern der Großauheimer Jagd in Krotzenburger und Großauheimer Feld und Waldung gewesen seinen, so sie ungehörig gejagt hätten. Die Forstkommission habe bei Hl. Verwalter Domidion auf dem Emmerichshofe, der Oberforstmeister aber auf dem Neuenwirtshaus zu Mittag gespeist. Adler erkundigte sich bei dem Verwalter über die Absichten der Hanauer und erfuhr, daß der Steinheimer Amtmann für diesen Tag auf der Jagd erwartet wurde.

    

(Fortsetzung folgt)