Unsere Bundeskanzlerin ist die Tochter eines Pastors,Bischöfin Kässmann wird als eine moralische Instanz zitiert. Mit Katrin Göring Eckardt ist die Vize-Bundestagespräsidentin gleichzeitig die Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche und Spitzenkandidatin einer Partei. Offensichtlich haben die Frauen in der evangelischen Kirche tüchtig Gas gegeben. Da fragt man sich doch wie die evangelischen Frauen sich hier in Auheim entwickelt haben? Deshalb habe ich mir dieses Jubiläum gewählt und mich ein wenig damit beschäftigen. Im Sommer 1913 schlossen sich unter dem Schutze „Ihrer Majestät der Kaiserin Auguste Viktoria“etwa35 Frauen unter dem Namen „Frauenhülfe des evang. kirchl. Hilfsvereins“ zusammen. Der letzte Friedenssommer war sehr trocken. Es ist bekannt, dass die Hungersteine im Main zu sehen war, Brunnen waren trocken und die Felder verdorrten.
Die Frauen wollten zunächst eine Kleinkinderschule gründen. Die Kindergartenbewegung war zu dieser Zeit in ganz Deutschland modern und sie war eine Antwort auf das Kinderelend, das durch die Industrialisierung, Landflucht und Ablösung von der Großfamilie durch Verlust der bäuerlichen Gesellschaft entstanden war. Die Frauen waren oft berufstätig, die Kinder entsprechend schlecht versorgt. Die Kleinkinderschule war gedacht als Vorstufe der evangelischen Schule. Die evangelische Schule war 1893 mit 59 Kindern gegründet worden, 1900 war die Schülerzahl bei 108, 1907 unterrichtete Fräulein Leberke bereits 255 Kinder. Die ersten Lehrerinnen an der evangelischen Schule waren Käthe Leberke und Elfriede Brinkmann.
Aber dann kam erst mal der erste Weltkrieg, in den das schlecht vorbereitete Deutschland mit leeren Kornkammern zog.
Erst nach dem Krieg 1918 wird die Kleinkinderschule zusammen verwirklicht. Die Kinder werden zusammen mit der mit der Krankenpflegestation im Betsaal untergebracht. Der Betsaal war am evangelischen Pfarrhaus, sie werden sich noch erinnern zum Schluß war dort der 3-Welt-Laden drin.
In den Kriegs- und Nachkriegsjahren der beiden Weltkriege übernahmen die Frauen der evangelischen Frauenhilre einen grossen Teil der karitativen Arbeit in der Gemeinde. Sie packten
Feldpostpakete, unterstützten neben den Kindern der Kinderschule Bedürftige, Witwen und Waisen und halfen, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, bei der Betreuung der vielen Evakuierten und Füchtlinge, die nach Grossauheim gekommen waren. Mit der evangelischen Frauenhilfe verbunden ist u.a. der Namen Margarete Uharek, die als erste Vorsitzende dieses Amt 45 Jahre lang innehatte. Uharek leitet die Krankenstation und den Kindergarten, war auch ab 1940 die erste Kirchenälteste in Großauheim. Auch Lina Mayer und die Pfarrfrauen Wittekind, Weinrich und Seiler teilten sich mit Gertrud Boysen und Lina Burkle die Leitung der Frauenhilfe. Bis dahin unterschieden sich die Aktivitäten in keiner Form von der Rolle der katholischen Frauen. Das änderst sich erst in den 60er Jahren. Da wird Elisabeth Specht in Hanau die erste ordinierte Pfarrerin der Kirche Kurhessen Waldeck. Das ist auch für das rege kleine Fräulein Gertrud Boysen der Anstoß, das „fromme Wort“, das bis dahin Aufgabe der Pfarrer war, zu übernehmen. Sie wird die erste weibliche Lektorin und hält Gottesdienste, sie organisiert die ersten Frauentage, 1969 die ersten Weltgebetstage und sucht Vernetzung nach draussen. In den 80er Jahren löst sich die alte Frauenhilfe auf, denn die caritativen Anforderungen haben sich verändert. Die erneut veränderten und gelockerten Familiengefüge suchen Antwort auf Vereinsamung, Sinnarmut und Isolation. Die damaligen Kirchenvorsteherinnen Heidemarie Friedrich-Sander, Gertraud Orth, Elfriede Sauer und Ilse Stephan reagieren mit einem neuen Frauenkreis als ein Angebot für Frauen mittleren Alters. Persönliche Gespräche und Freundeskreise sind Mangelware in unserer Zeit. Mit der Organisation von Frauentreff und Weltgebetstag bieten Hannelore Reidt, Margret Zervas und Dr. Waltraud Soyka heute familienstabilisierende Sozialarbeit an. Die Grenzen zu dem weiblich dominierten „Treff für ältere Frauen und Männer“ ist fließend. Seniorenkreise unterstützen die Gesellschaft an einem sensiblen Punkt durch Spiritualität und Stabilität. Längst wandern die Frauen zwischen den katholischen und evangelischen Angeboten hin und her und sind das Herz des Ökumenischen Kreises. Insbesondere unsere aktive Auheimer First Lady Ingrid Luber tritt mit all solchen Aktivitäten aus der Familie heraus und prägt die Öffentlichkeit neben aber auch unabhängig von ihrem Mann. Seit 1995 haben die Auheimer mit Heike Käppeler eine Pfarrerin in Großauheim, die mit schicker Kleidung, blonden Locken und drei Kindern ein neues Bild des evangelischen Pfarrhauses darstellt. So ist aus der evangelischen Frauenarbeit ein befreiendes Selbstbewusstsein entstanden ist, dass ich den Katholikinnen sehr wünsche. Mehr aber noch wünschen wir es den islamischen Frauen, dass sie sich befreien aus der Enge und sich nicht gegen sondern mit ihrer Religion befreien können.