5700 - 5000 v. Chr. Die älteste bisher bekannte menschliche Siedlung in der späteren Großauheimer Gemarkung ist eine Fischer- und Bauernniederlassung der jungsteinzeitlichen Bandkeramiker auf dem Hochufer des Mains bei Josef-Bautz-Straße 8. Spätere Siedlungen waren solche der Hügelgräberbronzezeit und der Urnenfelderkultur (1600-800 v. Chr.)
600 v. – 50 n. Chr. Eisenzeitliche Bauern und Handwerker der Hallstattkultur und der La-Tène-Zeit wohnen in der Gemarkung. Sie gehören dem Volk der Kelten an, auf das auch der
Name des Mains zurückgeht.
2. Jahrh. n. Chr. Die Römer beziehen in ihr Weltreich den größten Teil der Gemarkung ein. Durch diese ziehen sie ihre Limes-Grenze.
Um 260 Die elbgermanischen Alemannen überwinden bei der Völkerwanderung den Limes. Sie schaffen aber kein einheitliches Reich, sondern siedeln in kleinen Verbänden. Auf der Stelle eines spätrömischen Stützpunktes an der heutigen unteren Alten Langgasse errichten sie eine Niederlassung.
Um 500 Die westgermanischen Franken besiegen die Alemannen und gründen den rechts- und linksmainischen Doppelwohnplatz Auheim. Der Name geht auf einen für die Ansiedlung bedeutsamen Franken Ewic (= der Ewige) zurück. Der rechtsmainische Wohnplatz liegt an der mittleren Alten Langgasse; der benachbarte ältere römisch-alemannische Stützpunkt wird weiter benutzt. Die Auheimer leben bis in das 19. Jahrhundert von der Landwirtschaft. Daneben gibt es Fischer und Handwerker.
8. Jahrh. Die Auheimer werden christianisiert. Möglicherweise betreut sie die Marienkirche im Kinzdorf. Ab dem 9. Jahrh. gehören sie kirchlich zur Großpfarrei Nieder-Steinheim, die das Kloster Seligenstadt gegründet hat.
806 Früheste eindeutig datierte schriftliche Erwähnung Auheims als Ewicheim in einer Schenkung der fränkischen Adligen Irminrat an das Reichskloster Lorsch an der Bergstraße. Weitere ( auch spätere) Grundherren des mit seinen Einzelhöfen auf Fronhöfe ausgerichteten Doppelweilers sind das Benediktinerkloster Seligenstadt, die Herren von Hainhausen (heute Stadtteil von Rodgau) und die Frankfurter Niederlassung des Deutschen Ritterordens. Ihre Grundherrschaften sind Bestandteil des fränkischen und dann des deutschen Reiches, das während des 10. Jahrhunderts im Osten des Frankenreiches entsteht.
12. Jahrh. Die Herren von Hainhausen siedeln auf die Taunusburg Eppstein über und nennen sich nach ihr um. Sie behalten den Besitz in ihrem Herkunftsgebiet, auch in Auheim, und bauen ihre Rechte zur Ortsherrschaft aus. Auheim und weitere ihrer dortigen Dörfer fassen sie zu einem Amt zusammen, das von der bereits von den Hainhäusern über dem Main gegründeten Burg Steinheim aus verwaltet wird.
1270 Erstmals werden die beiden Auheim durch den Hinweis auf ihre rechts- und linksmainische Lage getrennt bezeichnet. Etwa ab dieser Zeit arbeiten die Bewohner nicht mehr, wie in den früheren Jahrhunderten, vorrangig auf den Fronhöfen ihrer Grundherren. Vielmehr bewirtschaften sie nun ihren Bauerngehöfte selbst, zahlen allerdings Pacht und bleiben frondienstpflichtige Leibeigene. Die ursprünglichen Fronhofsverbände wandeln sich damit zu Dörfern, deren Bewohner weitgehend ihre Angelegenheiten selbst regeln. So entstehen aus dem einstigen Doppelort zwei separate Gemeinden. 1270 taucht erstmals die Bezeichnung Auheim auf, nachdem es 1062 noch Oweheim geheißen hat. Das rechtsmainische Auheim wird 1503 erstmals Großauheim genannt..
1311 Ersterwähnung einer den heiligen Jakobus dem Älteren und Valentinus geweihten Kapelle. 1334 wird ein Pfarrer genannt, doch erst 1576 erlischt das kirchliche Filialverhältnis zu Nieder-Steinheim endgültig. Eigentümer der Pfarrei Großauheim ist das Kloster Seligenstadt.
Um 1400 Die Großauheimer Fischer schließen sich mit denen von Steinheim und Dietesheim zur Steinheimer Fischerzunft zusammen. Sie besteht heute noch.
1425 Die Herren von Eppstein verkaufen zur Festigung ihrer in den Taunus und Vogelsberg verlagerten Macht ihr Amt Steinheim mit Großauheim an die Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz. Deshalb bleibt der Ort hundert Jahre später während der Reformation katholisch.
1487 Errichtung des (nach seiner Verwendung 1922-1934 so genannten) Alten Rathauses als Seligenstädter Klosterhof oder kurmainzisches Amtshaus.
1635/36 Während des Dreißigjährigen Krieges, besonders der Belagerung von Hanau, wird Großauheim fast ausgelöscht.
1658 Erstmals ist ein Lehrer und damit eine Schule bezeugt. Träger sind die Gemeinde und die Pfarrei.
1666 Auch in Großauheim wütet die Pest. Die Gemeinde bittet den hl. Rochus um Fürsprache bei Gott und verspricht einen Verlobten Tag, der heute noch gehalten wird. Damals hat der Ort etwa 200 Einwohner.
18. Jahrh. Großauheim dehnt sich über sein Halbrund aus Alter Langgasse, Hag- und Hintergasse aus. Die hinter dem Ort vorbeiführende Landstraße Hanau-Aschaffenburg wird bis um 1870 zur innerörtlichen Hauptstraße.
1739 Erste Erwähnung des Rathauses (Ecke Pforte/Hintergasse, gegenüber dem heutigen Alten Rathaus). Hier – und nicht mehr wie im Mittelalter unter der Dorflinde an der Jakobuskirche – tagt das sog. Gericht als Organ der gemeindlichen Selbstverwaltung: Schultheiß, Bürgermeister und Schöffen.
1767 Errichtung der barocken Jakobuskirche des Amorbacher Baumeisters Christian Wolff. Im Vorjahr wurde die gotische Vorgängerkirche abgebrochen. Ab 1771 amtieren nicht mehr Mönche des Klosters Seligenstadt als Großauheimer Pfarrer, sondern Weltgeistliche des Erzbistums Mainz.
1803 Bei der Neugliederung Deutschlands nach den französischen Revolutionskriegen und der Auflösung des Kurfürstentums Mainz fällt Großauheim an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Diese verbündet sich mit Napoleon und hebt 1808 die Frondienste, 1811 die Leibeigenschaft auf. Nun sind alle Großauheimer persönlich frei.
1813 Die Schlacht bei Hanau zwischen Österreichern und Bayern einerseits und dem nach Frankreich zurückziehenden Napoleon andererseits berührt nur indirekt Großauheim, das damals noch wie sein zum Großherzog aufgestiegener Landgraf auf französischer Seite steht. Die Opfer des durch die Armeen verbreiteten Fleckfiebers werden auf dem kurz davor angelegten neuen Friedhof außerhalb des Ortes bestattet (heutiger Alter Friedhof).
1816 Bei einem Gebietstausch kommt Großauheim an das Kurfürstentum Hessen-Kassel, einen Staat des Deutschen Bundes, der das 1806 aufgehobene Deutsche Reich abgelöst hat. Das schon lange kurhessische Hanau wird 1822 die Kreisstadt Großauheims.
1823 Der Leinpfad wird gepflastert. Auf ihm ziehen Leinreiter die Mainschiffe flussaufwärts. Der starke Verkehr auf dem Main und auf der durch Großauheim führenden Landstraße Hanau – Aschaffenburg bewirkt seit Jahrhunderten, dass es im Ort mehrere Gasthäuser gibt.
1829 Die katholische Pfarrei, die vorher zum Erzbistum Mainz gehörte, kommt zum Bistum Fulda.
1832/33 Die Gemeinde baut die klassizistische Alte Schule an der Taubengasse.
1834 Durch die kurhessische Gemeindereform werden die Gemeindekörperschaften nicht mehr vom Staat ernannt, sondern von den (männlichen) Gemeindebürgern gewählt, allerdings unter Bevorzugung der vermögenden Bürger. An die Stelle des Schultheißenamtes tritt das des Bürgermeisters. Die wohlhabenden Bürger werden auch bei den Wahlen zum Landtag begünstigt.
1843 Als erster örtlicher Verein, dem später zahlreiche weitere folgen, wird der Gesangverein Concordia gegründet.
1854 Großauheim (knapp 1.900 Einwohner) erhält einen Bahnhof an der neuen Eisenbahnstrecke Hanau-Aschaffenburg. Mit der Bahn setzt die Industrialisierung ein, die allmählich zum Untergang der heimischen Landwirtschaft führt.
1866 Im Deutschen Krieg besiegt das Königreich Preußen das Kaiserreich Österreich und annektiert dessen Bundesgenossen Kurhessen. Damit wird Großauheim preußisch und bleibt es bis 1945.
1869 An der heutigen Josef-Bautz-Straße entsteht mit der Eisengießerei Schwickart im Nordwesten des Ortes sein ältestes Industriegebiet. Im selben Jahr wird ein Ortsverband des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins gegründet, eines Vorgängers der heutigen SPD. Der Ortsverband ist der älteste, mitgliederstärkste und aktivste ADAV-Verband in der Umgebung Hanaus. Ebenfalls 1869 wird August Gaul geboren, Sohn eines Steinmetzen und später berühmter Tierbildhauer in Berlin.
1871 Während desDeutsch-Französischen Krieges entsteht das zweite Deutsche Reich. Im Unterschied zum preußischen Landtag wird der Reichstag nicht nach dem Dreiklassenwahlrecht gewählt, sondern mit Gleichheit aller Stimmen (der Männer). Dies führt im Ort, der sich zu einer Hochburg der Arbeiterbewegung entwickelt, zu großen sozialdemokratischen Mehrheiten.
1873 Hauptsächlich auf die Großauheimer Gemarkung kommt der neue Hanauer Hauptbahnhof. Bei der Bahn, doch auch in Hanauer, Offenbacher und Fechenheimer Fabriken arbeiten viele Großauheimer, ferner in der 1874 gegründeten Wolfgänger Pulverfabrik.
1875 Mehrere Jahre lang findet am Mainufer ein stark besuchter Floßmarkt statt. Zum Weitertransport der Stämme nutzt man die nahe Eisenbahn.
1880 Als erster Arzt wirkt Dr. Karl Kihn, der sich auch um die Förderung des Spessarts verdient macht. Rasch breitet sich die Verstädterung aus: 1885 gründen Barmherzige Schwestern den katholischen Kindergarten; 1887 entsteht die erste Bank; 1892 wird aus einer älteren Postagentur ein Postamt; 1901 schafft die Gemeinde einen Leichenwagen an; 1905 entstehen eine Apotheke und ein Altersheim, 1907 ein Café und 1912 ein Kino. Auch werden immer mehr Einzelhandelsgeschäfte eröffnet.
1886 Eine Fabrik der Berliner Rütgerswerke eröffnet im Norden der Gemarkung ein zweites Industriegebiet. Den Main befahren für mehrere Jahrzehnte Kettendampfer und schleppen Lastkähne, worauf die Leinreiterei eingeht.
Ab 1890 Die ehemalige Schweine- und Gänseweide wird durch die Anpflanzung von Linden zum Fest- und Erholungsgelände Lindenau.
1893 Der durch die Industrialisierung bewirkte Zuzug vor allem protestantischer Einwohner verändert den vorher katholischen Ort und erfordert den Bau einer evangelischen Volksschule. Drei Jahre später bauen die Protestanten eine frühere Gießerei zum Betsaal um und werden bald eine Filiale der Hanauer Johannesgemeinde.
1895 Im nordwestlichen Industriegebiet entsteht das Dampfsägewerk Laber (später Holz-König) und 1906 die Hanauer Kunstseidefabrik.
1899 Südöstlich des Ortes eröffnet die Marienhütte, Zweigwerk einer Tangerhütter Eisenhütte, ein drittes Industriegebiet. 1905 lässt sich in der Nähe ein Zweigbetrieb der Frankfurter Maschinenfabrik nieder.
Gegen 1900 Die Siedlungsfläche dehnt sich bis zur Bahnlinie und weiter aus. Es entstehen nicht mehr dörfliche, sondern städtisch geprägte Bauten. Im Jahre 1900 hat der Ort 4245 Einwohner.
1901 Als Bauerntochter wird Mathilde Hain geboren, später eine anerkannte Volkskundlerin an der Frankfurter Universität.
1906 Die Gemeinde errichtet ein kohlebetriebenes Elektrizitätswerk für die Stromversorgung der Haushalte, öffentlichen Einrichtungen und Betriebe. Es wird ergänzt durch eine Wannenbadeanstalt. Ab dem Folgejahr leuchten die elektrischen Straßenlampen. 1922 wird das E-Werk zugunsten von Strom-Fremdbezug wieder eingestellt.
1907 Die katholische Pfarrei bezieht ihre neu erbaute St. Paulskirche am Main. Die Einwohnerzunahme hat sie erforderlich gemacht. Architekt war der Mainzer August Greifzu.
1908 Die Gemeinde verkauft einen Teil ihres ortsnahen Waldes, die Rauschtannen, zur Schaffung eines Exerzierplatzes für die Hanauer Garnison. Mit den Einnahmen werden u. a. die erste Wasserleitung von 1912 und die August-Gaul-Schule von 1916 finanziert.
1909 Knapp oberhalb der Großauheimer Gemarkung entsteht ein Wasserübungsplatz für Pioniere der Hanauer Garnison. 1936 wird er vergrößert.
1910 Gemeinde und Bistum gründen das Progymnasium Bischöfliche Rektoratsschule.
1911 Die Gustav-Adolf-Kirche der evangelischen Kirchengemeinde (rund 600 Mitglieder gegenüber 3.600 Katholiken) wird am Mainufer eingeweiht. Sie war entworfen vom preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten und dem Hanauer Kreisbaurat Wilhelm Becker. Die Kirchengemeinde spielt auch aufgrund ihres starken Anwachsens zunehmend eine wichtige Rolle im Ort und wird 1914 selbständige Pfarrei. Vier Jahre später entsteht durch die Frauenhilfe ein evangelischer Kindergarten.
1912 Der spätere bedeutende Maler August Peukert wird als Sohn eines Wagners geboren.
1914-1918 Im Ersten Weltkrieg fallen 174 Großauheimer Soldaten. Die Kunstseidefabrik beherbergt ein Reservelazarett. Am Kriegsende wird das Kaiserreich von der Weimarer Republik abgelöst. Für den preußischen Landtag und den Reichstag sind nun auch Frauen wahlberechtigt. In der politischen Einstellung der Großauheimer holt das bürgerliche Lager, das vor dem Ersten Weltkrieg viel schwächer als das linke war, ein Stück weit auf.
1919 Der Ursulinen-Orden und die katholische Pfarrei gründen eine höhere Mädchenschule. Drei Jahre später wird sie von den Armen Schulschwestern als Mittelschule übernommen.
1920er Die Gemeinde legt oberhalb des Ortes in der Großkrotzenburger Gemarkung eine Badeanstalt an.
1921 BBC Mannheim kauft die Großauheimer Fahrzeugfabrik Eisenach, die 1917 die Frankfurter Maschinenfabrik übernommen hatte. Im folgenden Jahr erwirbt die Gebr. Adt AG die ehemalige Kunstseidefabrik zur Herstellung von Isolierrohren.
1923 Neben den vorhandenen katholischen und evangelischen Volksschulen wird eine Weltliche oder Freie Schule für die bekenntnisfreie Erziehung gegründet.
1925 Nach heftigen Auseinandersetzungen legt die Gemeinde neben dem (Alten) Friedhof einen eigenen Urnenfriedhof an.
1927 Auf einem Teil der Waldwiese wird die Lindenau-Siedlung geschaffen. Damals hat Großauheim rund 7.400 Einwohner.
1929 Für den neuen Hanauer Hafen muss Großauheim einen beträchtlichen Gemarkungsteil abgeben.
1933-1945 Die Nationalsozialisten, denen die Großauheimer noch im März 1933 nur30 %der Stimmen gegeben hatten, errichten auf dem Weg über eine bürgerliche Koalition in Deutschland ein faschistisches Terrorregime. Sie nutzen es zur Unterwerfung der Deutschen, vielfach freilich mit deren Unterstützung. Großauheimer Kommunisten und Sozialdemokraten sowie sonstige Kritiker des Regimes werden zeitweise in Konzentrationslagern inhaftiert oder zu Gefängnisstrafen verurteilt. Es finden keine Gemeindewahlen mehr statt, der Bürgermeister wird von der Staatspartei bestimmt. Die Rektoratsschule, die Mädchenmittelschule und die Weltliche Schule werden geschlossen. - 1934 entsteht die Siedlung Im Rausch. 1938 wird anschließend an den Wasserübungsplatz ein Pionierpark der Deutschen Wehrmacht angelegt. Die Josef Bautz AG, ein Erntemaschinen-Hersteller aus Saulgau, die 1937 das Werk der Gebr. Adt übernommen hatte, muss im Zweiten Weltkrieg einem Rüstungsbetrieb der VDM-Luftfahrtwerke weichen. Hier und in anderen heimischen Betrieben werden zahlreiche Fremdarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt. Die ortsansässigen Juden werden zur Auwanderung genötigt, in den Freitod getrieben oder in Vernichtungslagern ermordet. Schließlich fallen 223 Soldaten aus Großauheim, 24 Einwohner kommen bei Bombenangriffen und der Einnahme durch US-Truppen um.
Ab 1945 Der demokratische Wiederaufbau beginnt. Der Ort kommt mit seinen 9.573 Einwohnern (1946, einschließlich zahlreicher Heimatvertriebener und Evakuierter) zum neuen Land Hessen in der amerikanischen Besatzungszone, einem Teilstaat der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Bei den seitherigen Bundestagswahlen holt in Großauheim das bürgerliche Lager weiter auf, so dass insgesamt ein ungefähres Gleichgewicht entsteht. Die katholische Mädchenmittelschule wird wieder eröffnet, die im Krieg teilweise gesprengte Mainbrücke, die seit 1943 neben dem Eisenbahn- auch einen Straßenteil hat, wird wiederhergestellt. Die Firma Bautz startet die Produktion von Ackerschleppern. Die Siedlungsfläche dehnt sich weiter aus, soweit es die ursprünglich deutschen, nun US-Miltäranlagen in Norden und Süden erlauben. 1946 wird der Pionierpark zum Hanau Engineer Depot der US-Armee, aus dem sich 1954 die amerikanische Großauheim Kaserne und 1984 die Underwood Kaserne entwickeln.
Ab 1948 dehnt sich die Siedlungsfläche erst bis zur Umgehungsbahnlinie von 1919 und dann weiter aus: 1948 ff. Trappgartensiedlung, 1949 ff. St. Paulssiedlung, 1952 ff. BBC-Viertel, 1960 ff. Neubaugebiet Richtung Waldfriedhof, 1962 ff. Waldsiedlung, 1963 ff. Gewerbegebiet Am Hanauer Hafen, 1965 ff. Bruchwiesengebiet.
1956 Die Hessische Landesregierung verleiht Großauheim aufgrund seiner Größe, wirtschaftlichen Bedeutung und städtischen Prägung und anlässlich seiner 1150-Jahr-Feier den Stadttitel. Das 1950 verliehene Siegel und Wappen gilt weiterhin; das Rad erinnert an die einstige Kurmainzer Landesherrschaft, die drei Muscheln darüber an den Kirchenpatron St. Jakobus und die Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Großauheim baut seine Infrastruktur aus: Waldfriedhof 1953, Rollschuhbahn in der Lindenau 1960, Freischwimmbad an der Lindenau 1962, Bürgerhaus 1963, Tennisplätze 1966, Lindenauhalle 1967, Evangelisches Gemeindezentrum Waldsiedlung 1968, Altenwohnheim 1971, Katholisches Pfarrzentrum Heilig Geist 1972, Hallenbad an der Lindenau 1974. Neue Schulen entstehen: 1962 Eichendorff-Schule, 1965 Lindenau-Schule, 1971 Limes-Schule. Das Wirtschaftsniveau hält sich: Zwar schließt Bautz 1963, doch siedelt sich 1967 ein Ruß-Werk der Cabot GmbH an und 1971 das Futtermittelwerk der Hens-Futter-GmbH.
1961 Errichtung des ersten Großauheimer Hochhauses (Krotzenburger Straße 46).
1968-1974 Zur innerörtlichen Verkehrsentlastung wird die Landesstraße 3309 angelegt.
1972/73 Zur Erleichterung der Schifffahrt wird das Steinheimer Mainknie durch ein neues Bett in der Großauheimer Gemarkung abgeflacht.
1974 Trotz des Widerstands seiner 16.000 Einwohner wird Großauheim, das sich zwei Jahre zuvor mit Wolfgang zusammengeschlossen hat, im Zuge der Gebietsreform vom Hessischen Landtag zum 1. Juli in die Stadt Hanau eingemeindet, ebenso wie seine eppsteinisch-kurmainzische Amtsstadt Steinheim und sein fränkisches Zwillingsdorf Klein-Auheim. Wenn auch nach über einem Jahrtausend seine gemeindliche Eigenständigkeit beendet ist, so besteht der Ort doch als Stadtteil weiter. Zwischen seinen Interessen und denen der Gesamtstadt bemüht man sich um einen Ausgleich.
1980 Die von Arnimschen Eisenwerke melden Konkurs an und schließen. Das Ende der altehrwürdigen Marienhütte schockt Großauheim.
1981 Der Ort begeht sein 1175jähriges Ersterwähnungsjubiläum.
1983 Eröffnung des städtischen Museums Großauheim im ehemaligen Elektrizitätswerk.
1984 Einweihung der restaurierten Alten Schule an der Taubengasse. Sie dient fortan als Bürgerhaus.Ab diesem Jahr dehnt sich die Siedlungsfläche wieder aus: zunächst Neubaugebiet Am Spitzenweg, ab 1996 Bebauung der Waldwiese.
1985 Inbetriebnahme der Limes-Brücke über den Main für die L 3309 und im folgenden Jahr Eröffnung der Hellentalbrücke für die B 43a.
Ab 1986 Neugestaltung und teilweise Verkehrsberuhigung der Achse Hauptstraße-Krotzenburger Straße-Hergerswiesenweg.
1987 Errichtung des Pfarrheims St. Jakobus nahe der Paulskirche.
1988 Schließung der Auheimer Brücke für Autos. In diesem Jahr wird das BBC-Werk in den ABB-Konzern eingegliedert
1991 Bezug des neuen Feuerwehrhauses.
1994 Die Rußfabrik Cabot stellt die Produktion ein. Auch in der Großauheimer Wirtschaft vergrößert sich der Dienstleistungsbereich immer mehr.
2003 Schaffung des Gewerbeparks Hanau-Großauheim Süd als Beginn der Umwandlung der bisherigen Militärflächen, die durch den 2008 vollendeten Abzug der US-Truppen aus Hanau frei wurden.
2006 Großauheim feiert seine 1200jährige Ersterwähnung.
2007 Gegen die Erweiterung des Großkrotzenburger Kraftwerks Staudinger formiert sich in Großauheim eine große Protestdemonstration. 2012 wird die Erweiterung abgesagt.
2009 Das FFH-Gebiet des ehemaligen Exerzierplatzes, in Übernahme des US-Sprachgebrauchs Campo Pond, wird im Rahmen eines internationalen Zucht- und Auswilderungsprogramms mit Przewalski-Urwildpferden besetzt.
2010 Einzug der evangelischen Paul-Gerhardt-Schule in ein früheres amerikanisches Schulgebäude.
2011 Das städtische Museum Großauheim wird nach völliger Umgestaltung wieder eröffnet.
2015 Die vereinten Martin Luther und Althanauer Hospital Stiftung Hanau gründen das Haus am Brunnen, ein Pflegezentrum für Menschen mit Demenz. Als Gebäude dient u. a. das der früheren Schule am Brunnen. Diese war mit der Hanauer Pedro-Jung-Schule unter dem neuen Namen Elisabeth-Schmitz-Schule vereinigt und nach Wolfgang verlegt worden. Der 1969 erstmals aufgestellte Brunnen mit Pinguinen August Gauls wurde 2014 durch Eberhard Franz Gutberlet neu gestaltet.
Die Zeittafel stützt sich vor allem auf:
Bertold Picard: Großauheim. Geschichte in Bildern und Dokumenten. 2. Aufl. Hanau 1986.
Bertold Picard: So alt wie die Bulau. Spaziergänge durch die Geschichte Großauheims. Hanau 2007.
Weitere Standardwerke zur Großauheimer Geschichte sind:
Großauheim. Heimatbuch zum 1150jährigen Bestehen. Hg. von Mathilde Hain. 2. Aufl. Frankfurt 1969.
Heinrich und Karl Kurzschenkel und Alois Wilhelm Funk: Mainzer Rad und Pilgermuscheln. Gesammelte Studien zur Großauheimer Geschichte und Volkskunde. Hg. von Winfried und Wolfgang Kurzschenkel. Frankfurt 1976.
Carolin Krumm: Kunstdenkmäler in Hessen. Stadt Hanau. Stuttgart 2006.