Vortrag über Großauheim und die Schlacht bei Hanau
Vor über 60 Gästen berichtete Dr Bertold Picard bei einer Veranstaltung des Heimat- und Geschichtsvereins am 10. September im Bürgerhaus Alte Schule über die Schlacht bei Hanau 1813 und ihre Auswirkungen auf das Dorf Großauheim. Die Schlacht bildete den Endpunkt zwanzigjähriger kriegerischer Auseinandersetzungen im Rhein-Main-Gebiet zwischen den europäischen Monarchien und dem revolutionären Frankreich, das seit 1806 aber selbst keine Republik mehr war, sondern eine Monarchie, nämlich unter Kaiser Napoleon. Die Widrigkeiten, unter denen Großauheim und die Einwohner der Nachbarorte litten, waren immens. Einquartierungen der beiderseitigen Truppen, Lieferung von Verpflegung an die Soldaten, Transport ihrer Verwundeten und ihres Materials, dazu Plünderungen, Misshandlungen und tödliche Verletzungen nahmen kein Ende.
Einen letzten traurigen Höhepunkt bildete die Schlacht bei Hanau. Bayerischen und österreichischen Truppen gelang es nicht, Napoleon aufzuhalten, der nach der verlorenen Schlacht bei Leipzig durch das Kinzigtal nach Frankfurt und Mainz zurückzog. Großauheim wurde besonders deshalb in Mitleidenschaft gezogen, weil sich die Alliierten, die in Gewaltmärschen vom Inn an den Main geeilt waren, im Großauheimer Unterfeld nördlich des Dorfes bis zur Hanauer Ehrensäule sammelten. Hier lagerten sie auch nach dem verlorenen ersten Schlachttag des 30. Oktober. Ihr Befehlshaber, der bayerische General Karl Philipp von Wrede, übernachtete im katholischen (Alten) Pfarrhaus. Ganz in der Nähe, im Gasthaus „Zur goldenen Krone“ gegenüber der heutigen Josefsschule, bahrte man den Prinzen Franz Ludwig zu Oettingen-Wallerstein auf, der als 18jähriger Kavalleriemajor im Reiterkampf schwer verwundet worden und dann gestorben war. Am nächsten Morgen wurde er auf dem
Jakobuskirchhof bestattet.
Der Referent konnte vieles mitteilen, was über den Prinzen bisher unbekannt war, da das Archiv der Fürsten zu Oettingen-Wallerstein auf der Harburg bei Nördlingen über eine Menge von zeitgenössischen Unterlagen verfügt. Drei Jahre später wurde der Prinz in das Innere der Jakobuskirche umgebettet. Dort befinden sich heute noch sein Grab neben dem Hochaltar und das zugehörige Epitaph. Bis 1923 fand in der Kirche jährlich am Todestag ein Gedenkgottesdienst statt, bei dem 18 Kerzen zur Erinnerung an die wenigen Lebensjahre des Toten brannten. Außer ihm forderte die Schlacht auf bayerisch-österreichischer Seite über 9.000 gefallene oder verwundete, meist blutjunge Soldaten. Das französische Heer hatte mindestens 6.000 Gefallene und Verwundete und verlor 10.000 Mann, die in Gefangenschaft gerieten.
Bei zwei Führungen während des kommenden Großauheimer Rochusmarktes am 28. und 29. September, jeweils 15 Uhr ab Hauptstraße 6,wird der Heimat- und Geschichtsverein zwei Führungen zu den alten Friedhöfen unternehemen und dabei auch das Grab des toten Prinzen besuchen.
Bilder:
Franz Ludwig zu Oettingen-Wallerstein im Todesjahr 1813 auf einem Gemälde von Franz Xaver Schmidt im Besitz der Fürsten zu Oettingen-Wallerstein.
Im Dorfkern von Großauheim: Links das Alte Pfarrhaus, rechts die ehemalige „Goldene Krone“. Foto
ein Ausschnitt aus dem Epitaph an der Wand
Das Grab mit der Grabplatte neben dem Altar