Am 26. und 27.Oktober fand das Theater zu Ehren von 150. Jahre August Gaul in der Lindenauhalle mit mehr als 60 Mitspielern vor vollem/ausverkauften Haus statt. Unter der Regie von Oliver Nedelmann und der Teil-Finanzierung von Stadt Hanau wurde das Drehbuch von Sabine Laber-Szillat lebendig. Den Filmmitschnitt von Björn Rippel finden Sie unter https://youtu.be/7DUiJI1kEkY
1. Akt: Liebe
Die Freundschaft zwischen August Gaul und Paul Cassirer,
dem berühmten Kunsthändler, Frauenheld und Mäzen
wurde mit dem geflügelten Wort von „Paulchen und
Gaulchen“ in Künstlerkreisen beschrieben. Tilla Durieux,
eine aufsehenerregende Schauspielerin und Autorin, ist
Cassirers Geliebte und eng mit der Berliner Familie Gaul
verbunden. Diese großstädtischen Freunde kommen
direkt aus Brüssel, plaudernd über die Impressionisten,
Politik und ihre bevorstehende Hochzeit. Das neue
Auto fährt Chauffeur Ingenieur Charlaine Degoutrie, der
sich dann auch um die Panne kümmert. Eine defekte
Gaspedalrückholfeder des blitzmodernen Imperia
sorgt dafür, dass aus der kleinen Blitzvisite ein langer
Besuch wird. Die Panne gewährt den Reisenden einen
unverhofften Aufenthalt und so kommen sich die beiden
Heimaten des Künstlers ganz nahe. Am Mainufer treffen
sie die Großauheimer in entspannter Freizeit und Mathilde
Hain, ein aufgewecktes Mädchen, sie wird aus ärmsten
Verhältnissen und einem beschwerlichen Weg später die
erste Hanauer Hochschul-Professorin und Institutsleiterin. Es begegnen ihnen die Hebamme, die Bäurin, die Glaserfrau und die Lehrerin sowie zwei Wäscherinnen
Paul Cassirer ........................................... Thomas Göbel
Tilla Durieux ....................................Sabine Grochowina
Charlaine Degoutrie ..............................Kerstin Koppke
Mathilde Hain ............................................... Sibylla Graf
Hebamme ................................................. Margot Kreuder
Lukrezia .............................................Sabine Laber-Szillat
Emma Schramm .........................................Monika Dreller
Lehrerin ..........................................................Petra Göbel
Anna Kurzschenkel .........................................Anita Kübler
Appolonia Meisegeier ................................. Simone Rayer
Es startete mit dem Chor des Männerquartettes, Dassi und Kouca Siango und die Kinder des Stückes, ein Selbstmörder und ein Schwimmer stellen einen idyllischen Tag am Main dar.
2. Akt: HEIMAT
August Gaul hatte zwei Heimatorte: lange litt er in der
rasant wachsenden Hauptstadt Berlin unter Heimweh nach
Großauheim, dem Dorf am Main. Seine Eltern waren der
Steinhauer Philipp und dessen Ehefrau Katharina, die
jedoch starb, als August 13 Jahre alt war. Philipp heiratete
dann Anna-Maria (Ammichen), die Mutter von Emmachen.
Der Kontakt zwischen den Halbgeschwistern war innig.
In dieser Szene erwartet die Familie Augusts Besuch
und unterhält sich über dessen Kindheit und Jugend.
Die Beziehung zwischen Stiefmutter und August, der nur
neun Jahre jünger als Ammichen ist, war gespannt. Einen
unerwarteten Besuch bei dem schwerkranken Vater und
Stiefschwester stattet Hermine Kihn ab. Die ehemalige
Nachbarin und Bürgermeistertochter war inzwischen mit
dem ersten Großauheimer Arzt und Spessartforscher
Karl Kihn verheiratet und lebte mit ihm in Aschaffenburg.
Sie sehen sich wohl alle zum letzten Mal. Emmachen und
Philipp sterben noch im Jahr 1910 kurz hintereinander.
Anna-Maria Gaul (Ammichen) .................. Daniela Opitz
Emmachen Gaul ......................................Carola Steigler
Philipp Gaul .............................................Norbert Klinger
Hermine Kihn ..........................................Ingrid Möhwald
immer wieder tauchen Tiere auf: war es im 1. Akt, ist es ein Löwe
3. Akt: KUNST
1910 freut sich Großauheim seit 60 Jahren über eine
Bahnlinie, der Schrankenwärter Otto bedient den
Übergang. Großauheim ist damit angebunden an die
Industrialisierung Deutschlands und nur noch wenige
Bauern arbeiten hauptberuflich. Die meisten Familien leben
bereits von Dienstleistung, Industrie und Handwerk. Immer
weiter entfremdet sich die ehemals agrarische Gesellschaft
von der Natur und wird künstlich. Damit wird auch der
Kunstbegriff neu definiert. Während Schmied Hock, der seit
Jahrzehnten eine Schmiede und den Kutschenverleih an
der Pforte führt, die Schranke repariert, suchen ihn seine
Kunden. Man plaudert an der Schranke – einem wichtigen
Ort der Großauheimer Kommunikation – über Handwerk
und Kunst und auch über August Gaul. Der Chauffeur
und die Tochter des Simon Knoch repräsentieren die
neuen technischen Künste, die Haushälterin des Pfarrers,
Appolonia Meisengeier, steht mit dem defekten Leuchter
als Erinnerung an den großen alten Kunstmäzen Kirche
dagegen. Auch die Ehefrau des Glasers, Emma Schramm,
steht an der Schnittstelle zwischen Handwerk und Kunst.
Man lernt den jugendlichen Emil Peukert kennen: Sein
Sohn August wird ein weiterer wichtiger Großauheimer
Künstler werden.
Fritz Hock .................................................... Holger Kraft
Tochter des Simon Knoch .......................Syiblla Graf
Appolonia Meisegeier ............................. Simone Rayer
Schrankenwärter Otto ......................... Werner Henning
Emil Peukert, Sohn des Wagners..................Elias Heeg
Emma Schramm, Frau des Glasers ...... Monika Dreller
4. Akt: Freundschaft
Im Gasthaus des Brauers Heinrich Botzum treffen sich
Heinrich Kronenberger, ein bekannter und begabter
Ziseleur und Karl Schuler, der Begründer einer orthopädischen
Schuhmacherfamilie. Sie diskutieren über
die gefundene Wasserleiche, einen Kunstraub und die
Pulvermühle. Vom Bahnhof kommt August Gaul aus Berlin
auf dem Weg zu seiner Familie. Sie sind Nachbarn und
Schulfreunde. Sie reden über ihre ausgedehnten Ausfl üge
zum Frankenwein, zum Schmetterlingsfangen und von
Bootstouren auf dem Main. Männergespräche über Beruf,
Familie, Bier, Apfelwein, Jugenderinnerungen und Frauen.
Die geheime Frage der Komödie „Warum machst du so
viele Tiere, August?“ hört man in allen Szenen heraus.
Vielleicht umgeht Gaul damit die Antwort nach den
dringenden sozialen und politischen Fragen seiner Zeit?
Berichtet wird, dass August jahrelang täglich viele Stunden
im Berliner Zoo zubrachte und Tierstudien anfertigte,
wahrscheinlich verbrachte er dort mehr Zeit als mit seiner
Familie. Seine hohe Begabung war schon früh erkannt
und gefördert worden, vielleicht verbirgt sich hier auch der
Ehrgeiz, das künstlerisch extrem anspruchsvolle Feld der
Tierdarstellung zu bewältigen.
Heinrich Botzum ..............................Christopher Göbel
August Gaul ........................................Jonas Landwehr
Heinrich Kronenberger .........................Stefan Matulka
Karl Schuler .............................................Daniel Martini
Selbstmörder ..................................................Andreas Etz
5. Akt Umbruch
Als die Gaspedalrückholfeder wieder repariert ist, endet
der beschauliche Teil und das Jahrhundert beschleunigt
wieder: Die Berliner Freunde tragen August Gaul ihre
Hochzeitspläne vor und bitten ihn, Trauzeuge zu werden.
August berichtet über die bevorstehende Trennung von
seiner Ehefrau und den Kindern. Unruhen, Revolutionen
und Kriege kündigen sich an. Eine ferne Explosion
symbolisiert den Niedergang des monarchischen Europas
an, die Welt ist nur noch vier Jahre von der Urkatastrophe
des Jahrhunderts entfernt. Die Arbeiterinnen Margret
Maienschein, Anna Kurzschenkel und der Arbeiter
Ferdinand Grün lassen ihrem Unmut über die schlechten
Arbeitsbedingungen der frühen Industrialisierung freien
Lauf. Das gefällt dem Sicherheitsdienst der Pulvermühle,
dem Feuerwehrmann Gustav, so gar nicht. Aber zum
Ende finden sich die Großauheimer hilfreich zusammen.
Die Roten, die Gelben und die Grünen bringen das
Theaterstück zu einem furiosen Abschluss.
Ferdinand Grün, Arbeiter ...........................Reiner Kargl
Gustav, Feuerwehrmann ...............................Walter Loll
Anna Kurzschenkel, Arbeiterin .................Anita Kübler
Margret Maienschein, Arbeiterin ........Angelika Gunkel
Gehilfe des Feuerwehrmanns ...............Christopher Göbel
Chauffeur Degoutrie ...................................Kerstin Koppke
August Gaul ..............................................Jonas Landwehr
Paul Cassirer ...............................................Thomas Göbel
Tilla Durieux .........................................Sabine Grochowina
Philipp Gaul ................................................Norbert Klinger
Emma Gaul ................................................. Carola Steigler
Irminrat II. .......................................................Kerstin Tropf
Irminrat V.. .............................................. Alexandra Kinski
Schumacher Schuler als Barde .................... Daniel Martini
Gruppe der Arbeiter ...........................Männerquartett 1918
Tänze um 1900 .....TSC Main-Kinzig-Schwarz-Gold Hanax