François Dry Gin, graue Eselchen, ältestes Ölwerk und Rotes Kreuz

Ein gemeinsamer Nenner

Copyright bei Prof. Dr. Dr. Offermanns

Hanau nennt sich „Brüder Grimm Stadt“ und Wahrzeichen ist das Denkmal der Sprachwissenschaftler, Volkskundler und Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm vor dem Neustädter Rathaus.

 

Der Glanz der Kinder der lesenden, schreibenden und sammelden Großfamilie Grimm überstrahlt alle anderen gebürtigen Hanauer, die Beachtliches geleistet haben, z.B. Paul Hindemith, Moritz Daniel Oppenheim, August Gaul, die Vertreter der Romantik Bettina von Arnim, Karoline von Güntherrode und Clemens Brentano, die Familie Heraeus und auch Rudi Völler.

Kaum jemand aber kennt Franciscus Sylvius, Vater Franz Ludwig und Sohn Georg von Cancrin, Wilhelm Lepenau und Louis Paul Amédée Appia.

Der Vater des Gins

Franz de le Boë wurde am * 15. März 1614 in der Hanauer Altstadt (Haus „zur Stadt Amsterdam, Römer- / Glockenstraße). Er stammte aus Kaufmannsfamilie, die Cambrai, Südflandern aus religiösen Gründen verlassen hatte und 1567 zunächst nach Frankfurt / M. übersiedelt war und dann ab 1597 in der Hanauer Neustadt sesshaft wurde. Er lateinisierte – wie damals durchaus üblich – seinen Namen zu Franciscus Sylvius. Nach dem Besuch der als Höhere Schule gegründeten Akademie Sedan an der Maas (Französisch- belgische Grenze) absolvierte er das Studium der Medizin an den Universitäten Leiden und Basel. 1637 wurde er in Basel promoviert. Dem Wunsch seines Vaters, sich in seiner Geburtstadt als Arzt nieder zu lassen, entsprach er nur kurze Zeit. Er übersiedelte nach Leiden; hier heiratete er auch 1649.

 

Franciscus Sylvius und seine Gattin. Gemälde Frans van Mieris der Ältere

1658 wurde er Professor für Medizin an der Universität Leiden. Von 1669 bis 1670 war er Rektor dieser Universität.

Er gilt Begründer der naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizin. Nach seinen Vorstellungen lassen sich medizinische Phänomene aus den Gesetzmäßigkeiten der Physik und Chemie herleiten. Er verfasste grundlegende medizinische Bücher, die hohe Auflagen und viele Nachdrucke erreichten. (Opera Medica, Tam hactenus, quam variis locis & formis edita; nunc verò certo ordine disposita, & in unum Volumen redacta. Amsterdam 1679). 1669 hatte er auch in Leiden das erste chemische Laboratorium an einer europäischen Universität.

In Hanau gibt es kein Denkmal für diesen herausragenden in Hanau geborenen Mediziner und auch eine Straße oder ein Platz sind nicht nach ihm benannt.

Aber ein Mineral ist nach Sylvius Franciscus benannt: Sylvinit (auch Sylvinohalit) ist ein Kalisalzgestein, das vorwiegend aus dem Mineral Sylvin (KCl) mit geringeren Mengen an Halit (NaCl) besteht.

 

 

Sylvin: Fundort Sondershausen, Kyffhäuserkreis 

Dass Franz de la Boë in seiner Geburtsstadt doch noch zu späten Ehren kommt, ist den Hanauern Rocky Musleh und Lutz Hanus zu verdanken. Der Gastronom und der Marketing-Fachmann haben zusammen mit dem hessischen Edelbrenner Arno Dirker kürzlich den „François - Hanau Dry Gin“ entwickelt, der an Franciscus Sylvius erinnert, denn man kann ihn mit Zug und Recht als Vater des Gin bezeichnen.

 

 

Hanauer François - Hanau Dry Gin

Um die positive Wirkung des Wacholders bei Sodbrennen und Verdauungsstörungen in einer gängigen Medizin zu nutzten mischte Sylvius Franciscus, der Arzt Wacholderbeeren und Alkohol mit weiteren Kräutern zu einer Medizin, die er als Genever in den Handel brachte. Später bürgerte sich auf den Britischen Inseln, wo der Genever nicht nur zu medizinischen Zwecken gebraucht wurde, der Name Gin ein. Das Rezept gelangte offensichtlich über britische Soldaten nach London.

 

Graue Eselchen

Von Hanau nach St. Petersburg und zurück könnte man die Familiengeschichte der Familie von Cancrin bezeichnen. Der bekannte Hanauer Literaturwissenschaftler H. Boehncke bemerkt hierzu: „Die beiden Cancrins (Franz – Ludwig und Sohn Georg) dürften in der Brüder – Grimm – Stadt derzeit gleichermaßen unbekannt oder wenig bekannt sein. Obwohl der jüngere Georg über 20 Jahre Finanzminister im Zarenreich war, ist er in Hanau vergessen - kein Denkmal, keine Straße oder Bauwerk tragen seinen Namen. Nach den Vater Franz – Ludwig ist immerhin ein unscheinbarer Weg benannt.

Der Name Cancrin taucht erstmals um 1635 in Jesberg, Schwalm – Eder – Kreis auf.

 

 

Protestantische Kirche in Jesberg um 1635

Ahnherr der Familie Cancrin war ein gewisser Samuel Krebs - protestantischer Pfarrer in Jesburg (Nordhessen) - der den angestammten Namen „Krebs“ nach Humanisten Art in Cancrinus (Cancrinus oder Kankrin) latinisiert hatte. Sein Nachfahr (Enkel) Johann Heinrich Cancrin (* 10. Mai 1710 in „Dörhagen“ † 20. April 1768 in Bieber) war ein Bergwerksingenieur in noch vorindustrieller Zeit.

 

 

Er heiratete am 23. Oktober 1733 Anna Katherina Fresenius, Tochter des Berginspektors Georg Wendelin Fresenius. Aus dieser Ehe gingen elf Kinder hervor, von denen aber nur vier das Erwachsenenalter erreichten. Der Sohn, Johann Philipp von Cancrin, wurde badischer Kammerrat, zunächst in Durlach, später in Karlsruhe er gilt als Begründer der badischen Linie.

1741 wurde Johann Heinrich Cancrin die Leitung der Bergwerke in Bieber übertragen. Der Ort und die Bergwerke gehörten damals zur Grafschaft Hanau-Münzenberg, die 1736 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel gefallen war. Aufgabe von Johann Heinrich Cancrin war es, den dortigen Bergbau zu sanieren und zu modernisieren, da dessen Erträge ungenügend waren.

Er war sehr erfolgreich und entwickelte Bieber zu einem Bergwerksort von überregionaler Bedeutung. Johann Heinrich Cancrin verstarb 58-jährig im Amt.

Bekannt geworden ist der sog. „Ausbeute– Taler“ des Landgrafen Wilhelm IX von 1791 mit dem Hinweis „Bieberer Silber“.

 

Franz Ludwig Cancrin wurde in Breidenbach im mittelhessischen Landkreis Marburg Biedenkopf als Sohn des Bieberer Berginspektors Johan Heinrich Cancrin und dessen Ehefrau Anna Katherina, geborene Fresenius geboren. Er ging in Bieber zur Schule. Er wollte eigentlich Jura studieren Studium erhielt aber von Landgraf Wilhelm VIII., der 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg geerbt hatte, ein Stipendium und studierte ab 1759 Mathematik und Rechtswissenschaft an der Universität Jena. Auch beschäftigte er sich mit Architektur. 1763/64 unternahm er Studienreisen zu einer großen Zahl von Bergwerken, worüber er ein Buch veröffentlichte. 28 (Lesenswerte Schrift von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main) Franz Ludwig Cancrin trat nach dem Studium zunächst in die Dienste des späteren Landgrafen Wilhelm IX. /I. von Hessen-Kassel (1743–1821), der 1760 (noch minderjährig) die Grafschaft Hanau-Münzenberg geerbt hatte.

 

*1738 +1816

Franz Ludwig Cancrin war dort in der Rentkammer Sekretär (ab 1767 als „Assessor“). Er auch für das Bergwerks- und Salzwesen der Grafschaft, vor allem die Salinen (im heutigen Bad Nauheim), zuständig. Er wurde damit auch der Chef seines Vaters, der weiterhin die Bergwerke in Bieber leitete. Weiter war Franz Ludwig Cancrin in der Bauverwaltung als Hofbaudirektor tätig. Auch unterrichtete er als Professor an der Hohen Landesschule in Hanau Mathematik und war der Privatlehrer von Prinz Friedrich von Hessen-Kassel (1772–1784) in diesem Fach. Seit 1768 gehörte er zur Direktion des Hanauer Theaters und er gilt als Bauherr des Hanauer Stadttheaters, das im Dezember 1768 in Anwesenheit von König Christian VII. von Dänemark eingeweiht. Stadttheater Hanau Es wurde durch Bombenangriffe stark zerstört und 1954 abgerissen.

 

 

Er war auch der Architekt der Kuranlagen von Wilhemsbad (1777 bis 1785); das als Bad nicht überlebte, da die Quelle 1815 versiegte. Die Anlage wandelte sich zum Erholungs- und Vergnügungsort der Hanauer. Wilhelmsbad ist ein Bau- und Gartenkunstwerk und steht seit 1974 unter Denkmalschutz. Im Kurpark wurden eine künstliche Ruine, eine Pyramide und eine höhlenartige Eremitage errichtet. 1781 wurde für Wilhelm von Hessen-Kassel das 29 Comoedienhaus, eines der wenigen historischen Theater in Deutschland, in dem barocke Bühnenmaschinerie und historische Bühnenbilder erhalten sind gebaut. Unter anderem konstruierte und errichtete Franz Ludwig Cancrin das große, heute noch erhaltene und wieder betriebsbereite Karussell. Wilhelmsbader Karussell 1773 wurde er „wirklicher Kammerrat“. Um zwischen den zahlreichen von ihm betreuten Baustellen zu reisen, stand ihm eine eigene Kutsche zur Verfügung.

 

1774 wurde er zum Direktor der Münze in Hanau ernannt] , 1781 zum Oberkammerrat und Regierungsrat. 1782 kam es zum Bruch zwischen Franz Ludwig Cancrin und Wilhelm IX., weil sich Cancrin beim Aufbau der Saline Gerabrunn engagiert hatte, die eine wirtschaftliche Konkurrenz zur Saline in Bad Nauheim darstellte, aber – schlimmer noch –, von Ludwig Friedrich von Gall, Oberhofmarschall des Vaters von Wilhelm IX., dem in Hessen-Kassel regierenden Friedrich II. von Hessen-Kassel, betrieben wurde. Landgraf Friedrich II. und Prinz Wilhelm waren politische Gegner, auch weil Friedrich II. die Legitimation Wilhelm IX. bestritt, in Hanau zu regieren. Franz Ludwig Cancrin wurde zu sechs Monaten Festungshaft verurteilt, die er im Schloss Babenhausen verbüßte.

1782/83 war er kurzzeitig für Friedrich Karl Alexander, Markgraf von Ansbach, als Kanzleidirektor in Altenkirchen tätig und beriet ihn weiterhin wegen der Saline in Gerabrunn. Dann erhielt er einen Ruf von Katharina II. als Direktor der Salzwerke in Staraja Russa im Gouvernement Nowgorod.

 

Gradierwerk Staraja Russa

1786 bis 1793 erhielt er einen von russischer Seite bezahlten Forschungsaufenthalt in Westeuropa, den er vornehmlich in Gießen verbrachte und auch dazu nutzte, sein Hauptwerk, Erste Gründe der Berg- und Salzwerkskunde in 12 Bänden fertigzustellen. 1793 kehrte er endgültig nach Russland zurück, wurde 1796 Mitglied des Bergkollegiums und 1798 Kollegienrat. Das hatte zur Folge, dass er nach Sankt Petersburg zog, wo Zar Paul I. ihm ein Haus schenkte. 1800 übernahm er erneut die Leitung der Saline von Staraja Russa und trat 1812bei vollem Gehalt in den Ruhestand. Am 21. Dezember 1784 wurde Franz Ludwig Cancrin von Kaiser Joseph II. in den Adelsstand erhoben, nannte sich ab sofort „von Cancrin“. Die Stadt Hanau benannte nur einen unscheinbaren Weg, an dem es nur die Hausnummer 1 gibt in Wilhelmsbad nach Franz Ludwig Cancrin.

 

 

 

*1774 +1845

Georg Ludwig Cancrin (ab 1829 Graf Cancrin in Hanau wurde als Sohn der Eheleute Franz Ludwig und Maria Louise Philippine Cancrin, geb. Kroeber in Hanau geboren. Als Georg Ludwig Cancrin 8 Jahre alt war, nahm sein Vater Franz Ludwig das Angebot der Zarin Katharina II. an wurde zum Direktor der Saline in Staraja Russa bei Novgorod als Nachfolger von Feodor von Bauer (gebürtig in Bieber) ernannt. Georg Ludwig wuchs in Hanau bei einer Tante auf. Nach dem Abitur studierte er in Gießen und Marburg von 1790-1794 Rechts- und Staatswissenschaften) und wurde promoviert. Nach der Übersiedlung 1797 zu seinem Vater nach St. Petersburg schlug er sich zunächst als Schreiber, Buchhalter und Aushilfslehrer durch, bis er Gehilfe seines Vaters wurde. Im Innenministerium des Zarenreiches – wo inzwischen sein Vater Mitarbeiter war – wurde ihn die Verantwortung für die gesamte Salinenindustrie übertragen und er wurde zum Staatsrat ernannt. Er verfasste Bücher mit teils sozialkritischen Gedanken und ein Buch über die Kriegskunst, das den Sieg des Zarenreiches über Napoleons Heer beeinflusst haben soll. Er machte die Bekanntschaft mit Alexander von Humboldt und reiste mit ihm durch das Zarenreich. Mit Alexander von Humboldt schrieb das Reisetagebuch „Im Ural und Altai".

 

 

 

 

 

Georg Cancrin wurde 1829 von Zar Nikolaus I. in den Adelstand erhoben.

 

 

 

Münze und Wappen des geadelten Georg Ludwig Daniel Cancrin 

Zu Ehren des Grafen wurde auch ein Mineral benannt: Cancrinit.

Erstmals entdeckt wurde Cancrinit im Gebiet des Flusses Miass in der russischen Oblast Tscheljabinsk und beschrieben 1839 durch Gustav Rose, der dem Mineral auch den Namen gab. Cancrinit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung: Na6Ca2[(CO3)2|Al6Si6O24]·2H2O.

 

 

 

 

 

Finanzministerium des Zarenreiches Arbeitszimmer von Georg Graf Cancrin

 

 

 

 

Denkmal mit einer Bronzebüste des etwa 45jährigen Grafen E. F. KANKRIN
auf einer Granit-Säule im Lisinsky Forest College bei Tosno, Russland. Der
Name ist im oberen Teil der Säule eingraviert und mit Blattgold belegt.
Aufgenommen von Elena Olkhovaya am 13.08.2018

 

 

Das Saint Petersburg State Institute of Technology

(Санкт-Петербургский Технологический Институт (Технический Университет) wurde 1828 von Georg von Cancrin gegründet. Es ist die älteste Institution dieser Art in Russland

In der Regierungszeit von Nikolaus I. wurden die reichen alluvialen Platinvorkommen im Ural am Fluss Miass entdeckt. Schon vor der Entdeckung dieser Platinvorkommen war der Ural eine bedeutende Bergbauregion. Dem Finanzministerium blieben diese Aktivitäten nicht verborgen. Das Rohplatin aus den diversen Vorkommen (Platinsande und Nuggets von z.T. erheblichem Gewicht von bis zu 750 Gramm) mussten an den Staat verkauft werden. Das Finanzministerium nutze dieses Monopol und veranlasste die Reinigung und Weiterverarbeitung zu Reinplatin. Die Minenbesitzer wurden nach 1828 mit Rubelmünzen aus dem vom Staat gereinigten Reinplatin entschädigt. Das überraschend große Platinangebot aus der Uralregion brachte den russischen Finanzminister Georg von Cancrin in Verlegenheit, denn es gab zu dieser Zeit in Russland praktisch keine Verwendung für dieses Edelmetall. Nach Überlegungen und Anfragen (u.a. bei Alexander von Humboldt) entschloss sich der Minister (trotz negativer Empfehlung von Alexander von Humboldt) das Uralplatin als Ergänzung zur offiziellen Silberprägung zum Prägen von Rubelmünzen einzusetzen. Mit einer Wertrelation von Ag zu Pt von ca. 1 zu 5,2 wurden von 1828 bis 1849 Platinmünzen von drei, sechs und zwölf Rubel geprägt.

 

Die Münzen aus dem grauen Metall wurden als "Serinkie" bezeichnet, was so viel bedeutet wie "Grauchen" oder "kleiner Esel" (= „Graue Eselchen“) Die Platinmünzen waren jedoch bei den Bürgern unbeliebt und wurden wegen ihres wenig attraktiven Aussehens vom Volk „serenkije“ (graue Eselchen) genannt. Aus diesen und anderen Gründen (z.B. international sinkende Platinpreise) entschloss sich die Finanzverwaltung die noch in Umlauf befindlichen Platinmünzen einzuziehen. 1872 hortete die russische Staatsbank über 11 Tonnen Platin. Diese beträchtliche Menge kaufte John Sellon, Partner des englischen Edelmetallunternehmers George Matthey (1825-1913). Jetzt kommt Hanau ins Spiel! Jeweils ein Drittel dieser Menge erwarben die Unternehmen Johnson Matthey & Co. Limited in London, Desmoutis Quennessen in Paris und W.C. Heraeus in Hanau. Platin war ein gefragtes Schmuckmetall, war aber nur schwer zu verarbeiten und konnte wegen des hohen Schmelzpunktes nur weißglühend geschmiedet werden. W. C. Heraeus, der in Göttingen Chemie und Pharmazie studiert hatte (mit Friedrich Wöhler als akademischen Lehrer) und der in vierter Generation die Familienapotheke " Zum (weißen) Einhorn" in Hanau führte, gelang es Platin (Schmelzpunkt: 1772 °C) in einer Knallgasflamme zu schmelzen. Er legte damit den Grundstock dafür, dass Hanau zu einer "Platinstadt" wurde und das von W.C. Heraeus gegründete Unternehmen heute weltweit das wichtigste Unternehmen für die Gewinnung und Verarbeitung von Platin geworden ist. Später kam die Platinschmelze G. Siebert OHG hinzu, die in Teilschritten (bis 1934 zu 100%) von der Deutschen Gold – und Silberscheideanstalt, vormals Roessler Degussa AG) übernommen wurde. Die Degussa wurde einer der Pioniere bei Autoabgaskatalysatoren, die im F & E – Zentrum Wolfgang (Hanau) entwickelt wurden. Die meisten der Aktivitäten der Degussa AG bei Edelmetallen wurden von der Umicore Umicore AG & Co. KG übernommen.

Durch die rücksichtslose Ausgabe von Papiergeld förderte Cancrin die Inflation und er trat schließlich im April 1844 zurück. Seit 1843 war er gewähltes Mitglied der American Philosophical Society. Er begab sich darauf nach Paris, kehrte aber bald nach Sankt Petersburg zurück, wo er am 21. September 1845 starb. Sein Grab ist auf dem evangelisch-lutherischen Friedhof in St. Petersburg erhalten. Das Grab von Georg Graf KANKRIN mit weißem Marmorkreuz, einem Grabstein aus einem Kristallingeschiebe (darauf die vergoldete Schrift) auf dem lutherischen Friedhof in St. Petersburg. Verheiratet war Georg Cancrin mit Jekaterina Zacharjewna (1795–1849), Tochter des Zacharij Murawjew, Russischer Wirklicher Staatsrat, aus dem bekannten russischen Adelsgeschlecht, u. der Elis. Freiin Posse, aus schwedisch-baltischem Geschlecht. Das Ehepaar hatte sechs Kinder (4 Söhne und 2 Töchter). Über die Nachfahren der von Cancrin in Russland ist nichts bekannt. Über Nachfahren der badischen Linie (Ahnherr Johann Philipp von Cancrin, dem Bruder von Ernst Ludwig von Cancrin) findet man Informationen auch noch in jüngerer Zeit. Im Jahre 1904 erwarb Alexander von Cancrin, Nachkomme des Hessischen Berginspektor Johann Heinrich Cancrin aus Bieber im Spessart, der badischen Linie entstammend, die Weyberhöfe in Sailauf, ein Jagdschloss der Mainzer Kürfürsten. Anwesen und führte es als landwirtschaftlichen Betrieb. Alexander von Cancrin, Pilot in I. Weltkrieg machte Schlagzeilen als er mit einem Militärflugzeug auf einem Acker des Anwesens, der Landungsacker genannt wurde, landete. 1990 verstarb die letzte Hofeigentümerin, die Tochter von Alexander von Cancrin, Freifrau Alix von Cancrin (*1904).

 

 

Ein gewisser Eberhard von Cancrin – wahrscheinlich ein Spross der badischen Linie der von Cancrins - wurde auf einem Gutshof in Rothspalk zwischen Güstrow und Teterow (Mecklenburg) geboren.

 

Eberhard von Cancrin (*1910 + 1953)

 

Familie von Cancrin im Winter 1952/1953.

Er lebte einige Jahre in Chile und war 1939 in die Heimat zurückgekehrt. Von Cancrin wurde zunächst nicht einberufen, arbeitete bei den Heinkel-Flugzeugwerken. in Rostock Marienehe. Die Einberufung war 1940 auch für von Cancrin nur noch eine Frage der Zeit. Die Tatsache, dass er vor kurzer Zeit erst aus Chile nach Deutschland kam, war wohl der Grund für seine Einberufung zur Deutschen Polizei und nicht zur Wehrmacht. Im Frühjahr 1945 erwies sich das als Vorteil. Die Kriegsgefangenschaft blieb ihm erspart. Kurzzeitig war er bei der Ortspolizei Geithain beschäftigt, bevor er in Böhlen/Espenhain eine neue Arbeit. In der Brikettfabrik Espenhain, einem SAG-Betrieb (Sowjetische AG) war er bis zum 18. Juni 1953 im Kohlebunker als Mühlenwärter tätig. Am 17. Juni 1953 kommt es überall in der sowjetisch besetzten Zone, die seit dem 7. Oktober 1949 „DDR“ nennen darf, zu Unruhen. So auch in der SAG Brikettfabrik Espenhain, obwohl hier schon russische Truppen die Zugänge bewachen und auf dem Gelände patrouillieren. Bei einer Protestversammlung ergreift der Mühlenwärter Eberhard von Cancrin das Wort, den das MfS später als „Wortführer“ denunziert. Was er sagte, ist nicht überliefert, aber es war die erste politische Rede seines Lebens und es sollte seine Letzte sein. Den Russen war so viel Renitenz zu viel, sie verhafteten Cancrin und führten ihn mit sieben anderen „Rädelsführern“ ab. Die sieben Mithäftlinge kamen Anfang Juni frei, Cancrin blieb zunächst verschollen. Selbst seiner Frau wurde jede Auskunft über den Verbleib ihres Gatten verwehrt. Am 8. August teilte man der Familie mit, dass der Familienvater am 18. 37 Juni verstorben sei und die Urne mit seiner Asche abgeholt werden könne. Von den Russen wurde er vermutlich am 18. Juni 1953 auf der Müllkippe Möbis bei Espenhain erschossen.

 

 

Die Witwe von Eberhard von Cancrin verstarb 2013; die Töchter leben in Geithain bzw. Kernen im Remstal bei Stuttgart. In der 12. Generation (der 8. der badischen Linie) leben 5 Nachfahren, die zwischen 1967 und 1988 geboren wurden.

Die Chronik der Familie (von) Cancrin ist ein typisches deutsches Stück unserer Geschichte:

 

 

Wilhelm Lepenau

 

*1838 +1901

Der Hummeldorfer (Hummeldorf Gemeinde Salzbergen im Emsland) Ökonom und Betreiber einer Ziegelei Bernhard Dieckmann beantragt eine Konzession zum Bau einer Versuchsanlage, in der Öl aus bituminösem Schiefer gewonnen werden soll. Am 3. Juni 1860 wird die Konzession erteilt. Erster Leiter dieser Anlage ist Leopold Gompertz, schon bald übernimmt Dr. Wilhelm Heinrich Lepenau, der die Fabrik auf die Verarbeitung von amerikanischem Rohöl umstellt und somit auf die Erfolgsspur bringt. Lepenau gilt als eigentlicher Begründer des „Ölwerks“.

„Älteste Spezialraffinerie wird 150“ ( Die Welt - veröffentlicht am 10.09.2010)

„Die Raffinerie Salzbergen (auch Schmierstoff Raffinerie Salzbergen (SRS) oder Erdölraffinerie Salzbergen genannt), wurde 1860 als Photogenfabrik gegründet. Sie produziert noch heute am gleichen Standort (Salzbergen) unter der Regie der H & R Wasag unter dem Namen H & R Chem Pharm Schmierstoffe, Extrakte, Paraffine und Weißöle. Somit ist sie die älteste noch produzierende Raffinerie der Welt. https://www.chemie.de/lexikon/Raffinerie_Salzbergen.html

 

Wer war Wilhelm Lepenau, der in keinem Standardwerk über berühmte Chemiker oder Meilensteine in der Chemie erwähnt ist und an den auch seine Geburtsstadt in keiner Weise die Erinnerung wachhält?

Wilhelm Levinau war das vierte und jüngste Kind des jüdischen Bankiers Benaia Heinrich Levinau in Hanau, der eigentlich keinen Beruf ausübt, sondern von dem Vermögen der Familie lebte.

 

1855 immatrikulierte Wilhelm sich für das Studium der Chirurgie an der Universität Gießen, wechselte aber bald zur Chemie. Er promovierte nach nur zweijährigem Studium am 30. Juli 1857, seinem 19. Geburtstag.

1858 beantragte Namensänderung von Levinau in Lepenau

Er konvertierte zum evangelisch-lutherischen Christentum. 1861 trat Lepenau in ein Konsortium von fünf Geschäftspartnern ein, welches die Paraffin- und Photogenfabrik in Salzbergen im Emsland betrieb , die aus dem in Salzbergen vorkommenden bituminösen Schiefergestein Lampenöl gewann. Schnell erkannte Lepenau, dass die Gewinnung von Öl aus dem Schiefer nicht sehr lukrativ war.  Er war der deutsche Pionier bei der Destillation von Erdöl, das er aus Baku (Aserbaidschan), aus Texas (USA) und von den Ölquellen in Wietze in der Lüneburger Heide geliefert bekam.

1865 erfolgte die Eintragung des Werkes in das Handelsregister unter dem neuen Namen Dr. W.-H. Lepenau-Fabrik. Alleiniger Inhaber war ab diesem Zeitpunkt der Namensgeber.

Am 31. Oktober 1901 verstarb Dr. Lepenau.

Die Raffinerie war stetig gewachsen durch die Inflation und die Weltwirtschaftkrise geriet das „Ölwerk“ in Schwierigkeiten. Die wirtschaftlichen Reserven des Unternehmens schmolzen rasch dahin.

 Die Wintershall AG steigt 1931 in einen laufenden Pachtvertrag der Erdölraffinerie ein und erwirbt die Fabrik drei Jahre später bei einer Zwangsversteigerung. Über sechs Jahrzehnte wird das Ölwerk ein Teil dieses großen Konzerns bleiben.

Durch Neubau von Produktionsanlage wurde der Durchsatz auf 40.000 t / a gesteigert.

Eine überwiegend gute Zeit für Salzbergen und seine Bewohner.

1945 wurde die Raffinerie durch 4.000 Fliegerbomben stark beschädigt. Der von der britischen Militäregierung 1946 genehmigte Wiederaufbau zur Kapazität von 60.000 t war ein besonderer Meilenstein in der Geschichte. Durch die in Lingen befindliche Schwesteraffinerie wurde die Produktion ab 1952 immer mehr auf Motorenöl verlagert. Der von der britischen Militärregierung 1946 genehmigte Wiederaufbau bis zu einer Kapazität von 60.000 t Rohstoff pro Jahr war ein besonderer Meilenstein in der Geschichte. Durch die in Lingen befindliche Schwesterraffinerie wurde das Tätigkeitsfeld ab 1952 immer mehr auf die Produktion von Schmierstoffen (Motoröle, Getriebeöle, Industrieöle) verlagert.

Trotz zahlreicher Neuerungen und Erweiterungen geriet die Raffinerie nicht zuletzt durch die Ölkrise der 1970er Jahre erneut in wirtschaftliche Schieflage. Um die Verlustzone zu verlassen, investierte die Wintershall AG Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre rund 300 Millionen DM in modernste Anlagentechnik und erweiterte die Kapazität der Raffinerie auf 400.000 t/Jahr.

Doch auch die neuen Investitionen konnten die wirtschaftliche Situation nicht wesentlich verbessern, so dass sich die Wintershall AG entschloss, den Standort zu schließen. Allerdings erklärten sich zwei große Kunden der Raffinerie – die Hansen & Rosenthal KG aus Hamburg und die münsterländische Wilhelm Scholten GmbH – am 24. März 1994 bereit, die Raffinerie für einen symbolischen Preis von 1 DM zu kaufen und so einen Großteil der damals etwa 450 Arbeitsplätze zu erhalten. Die Raffinerie nannte sich von nun an Schmierstoffraffinerie Salzbergen GmbH (SRS GmbH).

Das heutige Unternehmen entstand im Jahr 2001 durch die Verschmelzung der Schmierstoffraffinerie Salzbergen GmbH mit der WASAG-Chemie AG[4] und den Kauf des Spezialitätengeschäfts der BP mit der Raffinerie in Hamburg-Neuhof (vormals Oelwerke Julius Schindler) im Jahr 2004.[5] Im Jahr 2007 erfolgte der Verkauf der WASAG-Explosivstoffaktivitäten an das spanisch-italienische Konsortium Maxam Pravisani.[6] Im Geschäftsjahr 2008 durchbrach der Konzern erstmals die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro.

Zum 1. August 2011 wurde der Name des Unternehmens von H&R WASAG AG in H&R AG geändert, nachdem die Hauptversammlung dies im Mai 2011 beschlossen hatte.[7]

Heute werden in Salzbergen jährlich 400.000 t Rohstoffe raffiniert, die zu über 700 Erzeugnissen verarbeitet werden. Im Jahr 2004 wurde neben der Raffinerie eine als Joint Venture mit der RWE gebaute Müllverbrennungsanlage – die SRS EcoTherm GmbH – fertiggestellt. Diese ermöglicht es, den Dampf zum Betrieb der Raffinerie durch die Verbrennung von Hausmüll statt durch Heizölkraftwerke zu gewinnen.

Haupttätigkeit ist die Produktion von chemisch-pharmazeutischen Spezialitäten. Das bedeutet, man kauft die Rückstände der großen Raffinerien, die die leichten Bestandteile – Benzin, Diesel und Kerosin – aus dem Erdöl herausgelöst haben und produziert aus diesen schweren Bestandteilen diverse rohölbasierte Spezialitäten, die in vielen Produkten des täglichen Lebens weiterverarbeitet werden. Heute hat das „Ölwerk“ ca. 1600 Mitarbeiter.

 

Ölwerk” Salzbergen heute

 

 

 

 

 

Louis Paul Amédée Appia

 

Obwohl es in Hanau eine Dr.- Appia – Straße gibt (neuerdings auch in Frankfurt / M. eine Louis – Appia – Passage) ist der weltweit bekannte Helfer der Menschheit in seiner Geburtsstadt kaum bekannt.

 

Louis Paul Amédée Appia

*1818 + 1898

Louis Paul Amédée Appia wurde 1818 als Sohn eines aus Torre Pelice in Piemont, Italien stammenden Waldensers, der 2. Pfarrer an der Niederländisch – wallonischen Kirche in der Hanauer Neustadt war, geboren. Er war das dritte von sechs Kindern. Er wurde in der wallonischen Hälfte der niederländisch – wallonischen Kirche getauft.

 

Wallonische Hälfte der Kirche in der Hanauer Neustadt.

Sein Vater hatte Verwundete der Schlacht bei Hanau (1813) gepflegt und seinem Sohn davon erzählt, was dessen Berufswunsch wohl beeinflusste. Louis Appia besuchte Gymnasien in Frankfurt / M. und Genf, wo er das Abitur bestand.

1838 begann er in Heidelberg ein Medizinstudium und schloss es 1843 mit der Promotion ab. Anschließend kehrte er nach Frankfurt zurück. Er gründete eine Augenklinik, eine Keimzelle der Augenklinik der heutigen Johann – Wolfgang – Goethe Universität.

1847 reiste er in die Schweiz, um seine Großeltern in Genf zu kümmern. Von Genf aus führte ihn sein Weg auch weiter nach Paris. Dort und in Frankfurt half er, Verwundete bei den Auseinandersetzungen der Februarrevolution in Frankreich und der Märzrevolution in Deutschland medizinisch zu versorgen. Nach dem Tod seines Vaters kam er mit seiner Mutter im Jahr 1849 erneut nach Genf und arbeitete hier als Chirurg

 

 

1853 heiratete er Anna Caroline Lassere (1834–1886) und hatte mit ihr zwei Söhne und zwei Töchter. Sein Sohn Adolphe Appia wurde später als Architekt und Bühnenbildner bekannt.

Sein Bruder George (geb. 1815), der als Pastor in Pinerolo tätig war, machte ihn 1859 in mehreren Briefen auf die Situation der Opfer des Sardinischen Krieges aufmerksam. Louis Appia ging in das Kriegsgebiet und versorgte Verwundete in Feldlazaretten.

Zurück in Genf vollendete er mit Unterstützung seines Freundes Théodore Maunoir sein Buch mit dem Titel „Le chirurgien à l’ambulance ou quelques études pratiquées sur les plaies par armes à feu („Der Feldchirurg oder einige praktische Studien über Schußverletzungen“. Für seine medizinischen Verdienste wurde ihm im Januar 1860 ebenso wie Henry Dunant von Viktor Emanuel II.König von Sardinien und Herzog von Savoyen, der Orden des Heiligen Mauritius und Lazarus verliehen, später die zweithöchste Auszeichnung des Königreichs Italien. Im November des gleichen Jahres erwarb er das Genfer Bürgerrecht und wurde ein Jahr später Vorsitzender der Genfer Medizinischen Gesellschaft.

Zusammen mit dem Arzt Théodore Maunoir, dem Genfer Kaufmann Henry Dunant, dem Anwalt Gustav Moynier und dem General Guillaume – Henri Dufour wurde das „Fünfer Komitee „gegründet, das zur Keimzelle des „Roten Kreuzes“ wurde.

 

 

Le Comité des Cinq, fondateur du CICR:

Dr. Louis Appia, Henri Dunant, Gustave Moynier, Général Dufour et Dr. Théodore Maunoir, 1863

(photographie F.Martin)


 

Originaldokument der ersten Genfer Konvention von 1864. Rotkreuz-Armbinde von Louis Appia

 

Die Umsetzung von Dunants Vorschlägen führte im Februar 1863 zur Gründung des Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, das seit 1876 den Namen Internationales Komitee vom Roten Kreuz trägt. Im Rahmen dieser Bestrebungen wurde am 22. August 1864 anlässlich einer diplomatischen Konferenz die erste Genfer Konvention beschlossen.

Appia und Dunant gründeten, zusammen mit dem Rechtsanwalt Gustav Moynier, dem General Wilhelm Dufour und dem Arzt Theodor Maunoir, im Frühjahr 1863 das "Fünfer-Komitee", den Vorläufer des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, welches die europäischen Mächte zur ersten Genfer Konferenz am 26. Oktober 1863 einlud.
Im deutsch-dänischen Krieg von 1864 erhielt Appia die Erlaubnis, sich auf preußischer Seite als Beobachter des Komitees auf dem Schlachtfeld zu bewegen. Dabei trug er - wie sein niederländischer Kollege van de Velde auf dänischer Seite - eine Armbinde, darauf zum ersten Mal das "Rote Kreuz". Er brachte den Generälen und Offizieren die Beschlüsse der ersten Genfer Konferenz näher und leistete praktische ärztliche Hilfe. Seine Erfahrungen schrieb er in einem umfangreichen Bericht nieder. Noch im gleichen Jahr entstand die erste Genfer Konvention, der Grundpfeiler des humanitären Völkerrechts.
Auch im deutsch-österreichischen Krieg 1866 und im deutsch- französischen Krieg 1870/71 war Appia während der Kämpfe vor Ort im Schutz der Rotkreuz-Armbinde tätig. Nach dem Ausschluss Dunants 1867 wurde Appia sein Nachfolger als Sekretär des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (bis 1870). Er war ein unermüdlicher Förderer und Propagandist der Idee des Roten Kreuzes. Im Oktober 1872 reiste er nach Ägypten, um dort die Gründung einer ersten außereuropäischen Rotkreuz - Organisation zu unterstützen. Er schrieb Fachartikel und Broschüren. Auf vielen Kongressen und Konferenzen engagierte er sich für die Prinzipien des Roten Kreuzes und verhalf ihnen somit zum Durchbruch. Appia trat dafür ein, dass über den Einsatz im Krieg hinaus die nationalen Hilfsgesellschaften der Bevölkerung auch bei Naturkatastrophen und Epidemien beistehen sollten. Sein Einsatz galt auch denen, die nach blutigen Unruhen in der Herzegowina 1875 nach Montenegro geflüchtet waren. Bis 1892 nahm er an den Rotkreuz-Konferenzen teil.

Louis Appia studierte nochmal Theologie in Paris und schloss das Studium mit 72 Jahren ab.

 

Büste von Louis Appia, geschaffen von David Appia 2018 im Hanauer Rathaus

(copyright: Magistrat der Stadt Hanau)

 

Louis Appia starb am 1. Mai 1898 in Genf.

 

Im Jahr 2020 verwirklichten 192 anerkannte nationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften weltweit durch ihre Arbeit die Grundsätze der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.

 

DRK insgesamt 2,79 Millionen Fördermitglieder und rund 300.000 aktive Mitglieder.

 

 

Literatur:

  1. H. Boehncke und H. Sarkowicz: Märchen und so viel mehr – eine Hanauer Literaturgeschichte

  2. H. Offermanns: Einst bedeutend, · nun fast vergessen, IGHA – Vortrag ; Hanauer Anzeiger 11.02.2020

  1. U. Koehler, N. Koehler und A. Weissflog: Franciscus Sylvius: Ein Leben für Klinik, Forschung, Lehre und ein bisschen Gin, Dtsch Med Wochenschr 2020; 145(25): 1828-1832

  2. D. Sundermann: Gerührt oder geschüttelt -Hochprozentige Hommage an den Gin-Erfinder Franz de le Boë aus der Neustadt, Frankfurter Rundschau vom08.01.2018

  3. Grabstätte von Cancrin Über Bieber und St. Petersburg zum Weiberhof, https://www.spessartprojekt.de/wordpress/wp-content/uploads/2020/04/2017_Kurf%C3%BCrstenweg_Tafel_2_Cancringr%C3%A4ber.pdf

  4. J. Lorenz et. al. Franz Ludwig von Cancrin Die Biographie über den Bergbauingenieur,

Architekten, Juristen, Geologen, Mineralogen, Hüttenmann, Schriftsteller,

Mathematiker und Vater, Band 111 der Nachrichten des

Naturwissenschaftlichen Museums Aschaffenburg (2018)

  1. G. von Rauch: "Cancrin, Georg Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 119 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118666878.html#ndbcontent

8. K. T. von Inama- Sternegg: Cancrin, Georg Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 742–746.

9. G. Bachmann und H. Offermanns: Graue Eselchen: kein Märchen der Brüder Grimm, Nachrichten aus der Chemie, 03.04.2017

 

10. K. Geerdes: Artikel Lepenau, Dr. Wilhelm Heinrich. In: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.): Emsländische Geschichte. Band 14. Haselünne 2007, S. 275–283.

11. Alois Kohstall: Salzbergen. Die Geschichte eines Dorfes, Hrsg. von der Gemeinde Salzbergen, 2. Aufl., 1977

12. G. Haschnik: Der Mitbegründer der Rotkreuzbewegung aus Hanau, Frankfurter Rundschau vom22.04.2020

13. M. Hoppe: Hanauer Straßennamen, Peters – Verlag, Hanau, S. 73 (1991)

 

14. E. Bus: Die Schlacht bei Hanau und das Rote Kreuz. In: Hanauer Geschichtsverein 1844Hanau in der Epoche Napoleons = Hanauer Geschichtsblätter. Bd. 47. Hanau, o. J. (ca. 2015), ISBN 978-3-935395-21-3, S. 333–337.

15. E. Bus: Dr. Louis Paul Amédée Appia (13.10.1818–1.5.1898). Ein Lebensweg im Sinne der Humanität von Hanau nach Genf. Herausgegeben vom DRK-Kreisverband Hanau e.V., Hanau 2020.