Ausflug des Heimat- und Geschichtsvereins Großauheim e.V. zum karolingischen Herrenhof „Lauresham“ und UNESCO Welterbe Kloster Lorsch.

Unter dem Motto „Auf den Spuren von Frau Irminrat“ fand am Sonntag den 28.05.17 ein heimatkundlicher Ausflug den Heimat- und Geschichtsvereins Großauheim e.V. in die Vergangenheit von Großauheim statt. Welche Bedeutung die fränkische Adlige Irminrat und der Lorscher Kodex mit Großauheim zu tun hat, sollten die Ausflugsteilnehmer bei einer Führung im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch bei einer Führung erfahren. Zuvor war ein Besuch mit einer ausführlichen Führung im vor den Toren von Lorsch gelegenen karolingischen Herren „Lauresham“ vorgesehen. Aus „Lauresham“ wurde später „Lorsch“. Dieses Experimentalarchäologische Freilichtlabor „Lauresham“  ist ein begehbares Modell eines Herrenhofes zur Karolingerzeit und wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse errichtet. Das über vier Hektar große Gelände umfasst insgesamt 21 Wirtschafts-, Wohn- und Stallbauten sowie eine Kapelle und gehört zum Welterbe Areal Kloster Lorsch. Die Ausflugsteilnehmer erhielten einen anschaulichen und lebendigen Einblick in die Lebens- und Alltagskultur der Menschen im frühen Mittelalter. Die Auswahl und Haltung der Tiere, hierunter zwei Ochsen David und Darius, die zur Rasse des Rätischen Grauviehs zählen, sowie die Sorten der angebauten Getreide, Pflanzen und Gartenfrüchten, basieren auf archäologische und historische Überlieferung wie der Krongüterverordnung Karls des Großen (Capitulare de villis).  >Lauresham ist, so im Flyer des Freilichtlabors Lauresham beschrieben, „zudem ein Forum für kontinuierliche experimental-archäologische Forschungen. Hier werden im laufenden Betrieb verschiedene handwerkliche und landwirtschaftliche Arbeitstechniken des frühen Mittelalters erprobt und erforscht“<. Nach diesem Ausflug in das frühe Mittelalter trafen sich alle Teilnehmer zur nächsten Führung an der Königshalle in Lorsch. Das einzige aus der Karolingerzeit erhaltene Bauwerk des Klosters.  Das Erscheinungbild des Gebäudes hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, aber der aufwendige Fassadenschmuck der Erbauerzeit blieb nahezu unverändert und zeichnet die Königshalle als besonders Bauwerk aus. Im Innern der Königshalle wurde bei der Führung nun der Lorscher Kodex erwähnt, in dem Mönche ihre Schenkungen und Rechte niederschrieben. In der Urkunde 3424 (30. März 806 – Reg.2943), ist die älteste eindeutig datierte schriftliche Erwähnung von Auheim (Groß, Klein) mit dem ursprünglichen Namen Ewicheim zu finden. Die fränkische Adlige Irminrat schenke, sicher um ihres und ihrer Familie Seelenheils willen, dem Reichskloster Lorsch, verbunden mit einer Gabe an den heiligen Märtyrer Nazarius, landwirtschaftlich genutzten Grundbesitz und leibeigene Bauern in Auheim. Somit war die Frage welche Bedeutung Frau Irminrat und Lorscher Kodex mit Großauheim zu tun hat, geklärt. Zur Königshalle selbst ist noch zu erwähnen, dass das heutige Erscheinungsbild auf das 14. Jahrhundert zurückzuführen ist. Wann genau und zu welchem Zweck das Bauwerk entstanden ist, darüber ist sich die Forschung heute noch nicht sicher. Im Obergeschoss befinden sich nachvollziehbare Mal- und Putzschichten aus der karolingischen und spätmittelalterlichen Zeit.  Vom Kloster selbst sind drei Bauten verblieben, ein Fragment der Nazarius Basilika, ein Abschnitt der Klostermauer und die Königshalle. Das Kloster Lorsch zählte in karolingischer Zeit zu den wichtigsten kulturellen Zentren. Von Karl dem Großen zum Reichskloster aufgewertet, erlangte die Abtei durch ihr Skriptorium und ihrer umfangreichen Bibliothek an Berühmtheit. Auch auf dem Gebiet der Medizin war das Kloster ein wichtiger Vorreiter. Das aus dem 8. Jahrhundert stammende Lorscher Arzneibuch ist die älteste erhaltende medizinische-pharmazeutische  Handschrift deutscher Herkunft und zählt seit 2013 zum Weltdokumenterbe der UNESCO. Die in diesem Buch erwähnte Pflanzenwelt, war zum größten Teil die Basis des heutigen Kloster-Kräutergartens. Bevor dieser jedoch besichtigt wurde, war das nächste Ziel der Führung, die zum Kloster gehörige Zehntscheune. Hierin ist ein Schaudepot zur Klostergeschichte eingerichtet. Erbaut wurde die Zehntscheune aus wiederverwendbaren Steinen von älteren Klostergebäuden. Zu sehen sind u.a.  Säulen und Kapitellen aus der Blütezeit des Klosters. Der Pilaster-Sarkophag aus dem 9. Jahrhundert ist eines der bekanntesten Exponate, auch als „Sarkophag Ludwig des Deutschen“ bekannt, dessen Reliefs an den Fassadenschmuck der Königshalle erinnern. Das neueste Ausstellungsstück ist ein Originalschädel eines Mönchs, der vor 900 Jahren in Lorsch lebte. In einer 3 D-Rekonstruktion wurde das Gesicht in verschiedenen Phasen vorgestellt. Zum Schluss der Führung wurde der Klostergarten besichtigt. Er besteht aus zwei unterschiedlichen Gartenanlagen. Ein kleinerer Garten, gestaltet nach dem Gallener Klosterplan, in schmale rechteckige Beete mit dazwischenliegenden Pfaden, wegen der Zweckmäßigkeit wird dies heute noch bei Nutzgärten angewandt. Im größeren Teil des Kloster Kräutergartens, widmete man sich hauptsächlich der im Lorscher Arzneibuch erwähnten Pflanzenwelt. Nach all diesen vielen Eindrücken und auch die schwül warme Luft verlangte eine Erholungspause. Diese wurde dankend im Back- und Brauhaus Drayß mit einer Vesper angenommen. Ein informativer und erlebnisreicher Ausflug ging mit der Heimfahrt um 19.00 Uhr zu Ende.