Weihnachtsfeier des Heimat- und Geschichtsvereins Großauheim e.V. am 04.12.15

Im festlich geschmückten Raum der Alten Schule, konnte die 1. Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Großauheim überaus viele Mitglieder zur Weihnachtsfeier begrüßen; unter ihnen auch die „Edle“ Frau Irminrat. In ihrem Rückblick zum Jahr 2015 bedankte sie sich ganz besonders bei ihren Vorstandskollegen, die durch ihre Arbeiten in diesem Jahr viel bewegt haben. Hier seien nur zwei Höhepunkte zu nennen, die Restaurierung der alten Grabsteine der St.Jakobus -Kirchengemeinde und in Zusammenarbeit mit Herrn Luber und Herrn Dr. Greb, die Aufstellungen der Tafel für die Verfolgten des NS-Regimes, wobei Herr Dr. Picard bei beiden Projekten maßgeblich beteiligt war. In diesem Zusammenhang erwähnte sie auch ein weiteres Projekt, welches von Herrn Dr. Picard in Zusammenarbeit mit Frau Hofmann, Stadt Hanau, und Herrn Hombach in Verbindung mit der Lindenau-Schule Großauheim, betreut wird. Für das Frühjahr 2016 ist eine größere Ausstellung zum Thema „Erster Weltkrieg“ geplant. Das Erscheinen des Auheim-Spiels, dass bereits auf dem Rochusmarkt das erste Mal mit Freude gespielt wurde, ist für das erste Halbjahr 2016 geplant, so Frau Dr. Laber-Szillat. Nach der Begrüßung der 1. Vorsitzenden wurde es besinnlich und feierlich, denn alle Anwesenden stimmten in zwei bekannte Adventslieder ein. Wie in jedem Jahr,  hatten sich die Mitglieder des Vorstandes für die Anwesenden etwas Besonderes einfallen lassen. In diesem Jahr erzählten sie ausführlich über die anstehenden Jubiläen in 2016.

Frau Dr. Laber-Szillat hatte sich dem Thema Pest 1666 angenommen. Vor 350 Jahren wütete die Pest zum letzten Mal in Großauheim. Ausbruch und Ablauf der Pest führte schließlich zu einem Gelöbnis der Großauheimer, jedes Jahr am Sonntag nach dem 16. August, dem Tag des heiligen Rochus, an die Pest von 1666 zu erinnern. An einem anschaulichen Bild des Hl. Rochus, der an der sog. Beulenpest erkrankte, erläuterte Frau Dr. Laber-Szillat medizinisch den Ablauf der Pest. Dieses, wohl nicht sehr weihnachtliches Thema, war aber interessant zu hören, um das Gelöbnis unserer Vorfahren zu begreifen.

Herr Dr. Picard widmete sich dem Jubiläum der Jakobuskirche. 1766, vor 250 Jahren, wurde die alte Jakobuskirche und das Beinhaus abgebrochen und der Grundstein zu der heutigen Jakobuskirche gelegt. Die alte Jakobuskirche dürfte zunächst um 1300 als Kapelle erbaut worden sein, da die Großauheimer Pfarrkirche in Klein-Steinheim stand. Endgültig, im 16. Jahrhundert, wurde die Kapelle zur Pfarrkirche. Die Kirche war kleiner als die heutige, der Turm, den ein Steinhelm krönte, stand östlich neben der Kirche. Geweiht war sie den Heiligen Jakobus und Valentin. Ihre Skulpturen wurden aus dem Altbau in die heutige Kirche übertragen und stehen jetzt auf dem Hochaltar. Der Neubau war vor allem durch die starke Einwohnerzunahme Großauheims nach dem Dreißigjährigen Krieg erforderlich geworden.

1816 - Die neuen Herren von Großauheim. Vor nunmehr 200 Jahren bekamen die Großauheimer, zusammen mit Großkrotzenburg und Oberrodenbach, einen neuen Landesherren. Von diesem Gebietsaustausch zwischen Kurhessen und dem Großherzogtum Hessen berichtet Herr Heinrich Hartl. Diese Veränderung wurde den Bürgern am 02.07.1816 durch einen Erlass von Wilhelm I. mitgeteilt. Der Main wurde zur neuen Landesgrenze und Großauheim huldigte dann für 50 Jahre dem Kurfürsten in Kassel, die zur Residenzstadt wurde und der Kreis Hanau die unmittelbare Obrigkeit. Ob die evangelisch geprägte Residenzstadt Kassel eine Heimat für die katholisch orientierten Großauheimer wurde, damals sicherlich nicht. Zumindest kehrte damit nach den kriegerischen Zeiten ein zumindest vorläufiger Ordnungszustand ein.   

Die Preußen in Großauheim – 1866. 50 Jahre nach der kurhessischen Zeit mit der Regierungszentrale in dem sog. „norddeutschen Kassel“, erlebten die Großauheimer wieder eine gesellschaftspolitische Umwälzung. Was damals vor 150 Jahren in unserem Dorf geschehen ist, davon berichtete Reiner Kargl. Von einem Tag auf den anderen wurden die Großauheimer preußisch. Dazu beigetragen hat, dass im deutschen Krieg 1866 Kurhessen auf der Seite Österreichs und seiner Verbündeten stand. Die Auseinandersetzung endete jedoch mit einem Sieg der Preußen, die daraufhin das feindliche Kurhessen annektierten. Der Preußische Adler wurde an den Grenzen aufgerichtet und in allen öffentlichen Stellen sichtbar. Der Preußenkönig gebot allen Einwohnern ihn als rechtmäßigen Landesherren anzuerkennen und seinen Befehlen pflichtgemäß Gehorsam zu leisten. Solche restriktiven Anordnungen waren für die meisten Großauheimer nur schwer hinnehmbar, denn viele  hatten sich bereits durch den Beginn der Industrialisierung  der massendemokratischen Bewegung der Sozialdemokratie angeschlossen. Für die Preußen jedoch galt dies rigoros einzudämmen, denn hierin sah man primär die Bedrohung der einseitigen monarchischen Grundlage. Erst nach dem  siegreichen Krieg geben Frankreich 1871, nach dem das Deutsche Reich wiedergegründet wurde und Preußen anfing Weltpolitik zu betreiben, dürfte sich diese Preußenfeindlichkeit gelegt haben.

100 Jahre August-Gaul-Schule in Großauheim. Diesem Thema hatte sich Frau Christel Derzbach angenommen. Durch die ständige Zunahme der Schülerzahl im Jahr 1912, war eine neue Schule notwendig geworden. Die Gemeindevertreter wählten einen Standort am nördlichen Rand des damaligen Neubaugebietes. Hier dies- und jenseits der Bahnlinie entstanden vollkommen neue Dorfteile. Finanziert werden sollte diese neue katholische Volksschule mit einem Teil des Geldes aus dem Verkauf des Gemeindewaldes (heute Argonner-Park und Campo Pond). Am 01. März 1914 wurde mit der Schule am Bangert, später als Turmschule, weil sie im Gegensatz zu den anderen Schulhäuser das Uhrtürmchen trägt und jetzt als August-Gaul-Schule bekannt, begonnen. Durch den Beginn des Ersten Weltkrieges konnte mit der Fertigstellung erst Mitte Mai 1915 abgeschlossen werden. Es war ein imposanter Bau aus der Feder des Hanauer Kreisbaumeisters Wilhelm Stübig, der hier Neurenaissance und Jugendstiel mischte. Eine Turmdachform, eine sog. Welsche Haube, krönt den Abschluss des Gebäudes. Im Juli 1916 zogen dann die ersten Schüler in dieses imposante Schulgebäude ein. Die meisten „Grusahmer“ haben diese Schule durchlaufen und können sich an diese Zeit noch lebhaft erinnern. Nach der Umbenennung in August-Gaul-Schule, entstand von August Peukert ein Sgraffito der Bremer Stadtmusikanten nach einer Zeichnung von August Gaul.    

Nach diesen Ausführungen der Vorstandsmitglieder wurden alle Gäste zu einem Imbiss eingeladen, der liebevoll von drei Mitgliedsfrauen zubereitet wurde. In einer aufgelockerten Atmosphäre mit Gebäck und Wein, wurden interessante Gespräche geführt, wobei die vorgetragenen Themen der Vorstandsmitglieder noch mal angesprochen wurden. Eine sehr gemütliche und informative Weihnachtsfeier ging erst in später Abendstunde zu Ende.

Bevorstehende Aktivitäten des Heimat- und Geschichtsvereins im ersten Halbjahr 2016:

23. Januar 2016 – Exkursion mit Reiner Kargl zum Börner Kreuz mit anschließendem Ausschank von  Glühwein

11. März 2016 – Jahreshauptversammlung

Führungen: Auf den Spuren von Karl Kihn – 30. Januar 2016 mit Wanderverein Alzenau und am 09. April 2016 mit Wanderverein Großauheim

In Kooperation mit der VHS Hanau am 24. April 2016 zum Grund

Da die Nachfrage besteht, bietet der Heimat- und Geschichtsverein auch für private Feierlichkeiten Führungen durch die Großauheimer Altstadt an.