Feierliche Einweihung der restaurierten Grabsteine der St.Jakobus-Kirchengemeinde am 28.11.2015
In einer würdevollen Feier wurden die vier restaurierten Grabsteine der St.Jakobus-Gemeinde, unter der Mitwirkung des Heimat- und Geschichtsvereins Großauheim, eingeweiht. Pfarrer Stickel begrüßte die anwesenden Gäste in der Jakobuskirche, unter ihnen einige der Spender, die es ermöglicht haben diese Grabsteine zu restaurieren. Der Heimat- und Geschichtsverein hatte sich für diese Feier etwas Besonderes ausgedacht. Mit einem von Dr. Berthold Picard verfassten Text, ließen Dr. Sabine Laber-Szillat und Reiner Kargl in einem Zwiegespräch zwei der Toten wieder lebendig werden. Es waren dies Melchior Bretzler und seine Mutter Katharine Bretzler. Im Großauheimer Dialekt berichteten die Beiden über ihre damalige Zeit, dem österreichischen Erbfolgekrieg 1741-48 mit der Schlacht bei Dettingen 1743, dem 7jährigen Krieg 1756-63, mit französischer Einquartierung in Großauheim, von den französischen Revolutionskriege ab 1792 sowie die folgenden napoleonischen Kriege. Das was sie jetzt hier „unne“ vorgefunden haben, wie Fuhrwerke und große Schiffe, die ganz von „allans fohrn“ erstaunte sie sehr und das jetzt die Hanauer des „scheene Auheim an sich gerisse howwe“, brachte sie ganz aus der Fassung. Deshalb stiegen sie wieder hinauf zu den himmlischen Heerscharen und bedanken sich, dass sie nicht vergessen wurden. Frau Dr. Laber-Szillat, vom Heimat- und Geschichtsverein Großauheim, bedankte sich in einer kleinen Ansprache namentlich bei allen Spendern für die finanzielle Unterstützung. Dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen, dem Bistum Fulda, dem Ortsbeirat Großauheim/Wolfgang, der Frankfurter Volksbank, den Pfadfinder Stamm St. Paul Großauheim, dem Internationalen Skatclub Auheimer Bowe, vielen Privatpersonen und dem Heimat- und Geschichtsverein Großauheim. Nach dieser kleinen Feier begaben sich die Anwesenden zum Standort der Grabsteine. Gemeinsam mit Pfarrer Stickel, hatte der Heimat- und Geschichtsverein den geschützten Standort hinter dem Gitter ausgewählt und ein angebrachtes Schild soll darauf hinweisen, dass es sich hier um ein Denkmal handelt. Herr Dr. Picard vom Heimat- und Geschichtsverein Großauheim erklärte den Anwesenden die Inschrift der Grabsteine. Er wies an dieser Stelle daraufhin, dass es sich hier um den ältesten Friedhof in Großauheim handelt. Nach 1300 bis 1813 wurden hier Bestattungen vorgenommen. Der am besten erhaltene Grabstein befindet sich ganz links, mit einem Reliefkruzifix mit drei Puttenköpfen darum. Dieser Grabstein gehörte Theodor Klug seines Zeichens Gemeindeschöffe und Wirt des „Goldenen Löwen“. Er verstarb 1740 an einer Rippenfellentzündung, die er sich auf einer Geschäftsreise in Mainz zugezogen hatte. Nur noch teilweise erhalten ist der zweite Grabstein von links. Es handelt sich hier um einen Kindergrabstein der Anna Maria Seikel. 1740 geboren und mit 2 Jahren und 5 Monaten verstorben. Der dritte Grabstein von links, ein mehrfach getrepptes niedriges Kreuz ein stilistischer Nachhall der Renaissance, gehörte Barbara Heinzinger geb. Gutmann. 1601 geboren durchlebte sie keine guten Zeiten; u.a. 1628 die Hexenprozesse in Großkrotzenburg, die schreckliche Zeit des dreißigjährigen Krieges, hier im Besonderen die Belagerung Hanaus durch Lamboy 1635. 1663 Im Alter von 62 Jahren verstarb Barbara Heinzinger. Der Grabstein ganz rechts ist vollständig erhalten und zeigt ein Kreuz mit einem Reliefkruzifix, unter dem Sockel befindet sich eine floraleingerahmte Inschrift. Diese Inschrift gehört zu Katharine Bretzler geb. Neeb 1731 geboren und 1807 verstorben und ihrem Sohn Melchior Bretzler 1754 geboren und 1812 verstorben. Beiden sind wir in der Kirche mit ihrem Zwiegespräch bereits begegnet. Nach seinen interessanten Ausführungen bedankte sich Herr Dr. Picard ganz herzlich bei den Pfadfindern Stamm St. Paul Großauheim für ihren Einsatz der Fundamentlegung für die Grabsteine. Die Kirchengemeinde St. Jakobus und der Heimat- und Geschichtsverein Großauheim freut sich darüber, diese alten Grabsteine in neuem Glanz der Großauheimer Bevölkerung zeigen zu können.