Noch bevor Europa in den verheerenden 1. Weltkrieg marschierte, legte man in Großauheim 1914 den Grundstein für eine „katholische Volksschule“, später als Turmschule und jetzt als „August-Gaul-Schule“ bekannt.

Die Schule wurde in der wilhelminischen Zeit gebaut, in der in ganz Großauheim eine lebhafte Neubautätigkeit herrschte, entstanden doch jenseits des Bahnhofes mit der Auwanne, Spessartstraße und Taunusstraße vollkommen neue Dorfteile. Die Einwohnerzahl nahm explosionsartig zu: in 50 Jahren um die Jahrhundertwende vervierfachte sich die Bevölkerung, und die meisten Einwohner waren – wie wir das heute nur doch aus sehr armen Ländern kennen – unter 15 Jahre. In diese neue Wohnviertel baute die Gemeinde – mit dem Geld, dass sie durch den Verkauf des Gemeindewaldes (Exerzierplatz, heute Argonner-Park)  bekommen hatte – eine neue Schule für die Mehrheit ihrer Kinder: eine katholische Volksschule. Denn obwohl im ausgehenden 19. Jahrhundert bereits drei neue Schulen gebaut worden waren, reichte das Angebot nicht.

Der Architekt war Wilhelm Stübig, er schmückte das große Gebäude mit Wandpfeilern, mit einem geschieferten Walmdach und mehreren geschweiften Giebeln. Die vier Portale zeigen den Stolz der Bauherren auf ihr Werk und mit ihren historischen und Jugendstilzügen den Wohlstand der Gemeinde. Die Pickelhaube spiegelt den kaisertreuen Geist der Gründungsväter wieder. Die Turmuhr mit ihrem Viertelstunden-Schlag erzog ein ganzes Dorf zur preußischen Pünktlichkeit. Die breiten Treppen taugen für die Kinderscharen, die in der frühen Industrialisierung heran wuchsen. Stabilität und Erhabenheit atmet der alte Bau mit seinen großen Steinen und den massiven Schmiedeeisen-Konstruktionen, den schattenspendenden Kastanien und dem großen Hof. Mitten im ersten Weltkrieg – 1916 – zogen dann die Schüler ein.

Die meisten Grusahmer haben sie durchlaufen, unsere Erinnerung ist geprägt von Wasserspritzen und Farbkastenwaschen, Geländerrutschen und Kastanienwerfen. Hunderte von Klassenfotos wurden vor den Farbglasoberlichtern im Westportal geschossen. Nach der Umbenennung von Turmschule zu Ehren des Auheimer Bildhauers in  August-Gaul-Schule, entstand von Peukert das Sgraffito der Bremer Stadtmusikanten.

Heute erreicht man die Schule unter http://www.augustgaulschule.de

Sie betreut die Kinder von 7.45-17.00 Uhr und die Eingangsstufen sind flexibel gestaltet. Mit Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung, Bastel-, Spiel- und Sportangebot eine moderne Grundschule, in der eine neue Generation von Kindern heranwächst. 

Siehe auch „Schulleben in Großauheim“ auf www.grossauheimer-geschichtsverein.de

Dr. Sabine Laber-Szillat