Trotz Dauerregens waren 45 Teilnehmer der Einladung des Vereins zu einem herbstlichen Ausflug am 4. November 2012 in den Kahlgrund gefolgt. Als erstes wurde die BURG IN ALZENAU besichtigt. Ihr spätgotischer Kern ist gegen 1400 vom Kurfürstentum Mainz errichtet worden. Von hier aus verwaltete dieser geistliche Staat, zu dem auch Großauheim gehörte, seine Dörfer des Freigerichts. Nach der Aufhebung von Kurmainz kam die Burg schließlich 1816 an das Königreich Bayern, das in einem barocken Amtshaus und einem neogotischen Neubau ein Amtsgericht unterbrachte. Deshalb blieb die Burg überwiegend erhalten, auch die beeindruckenden Innenräume des Palas. Er bekam bei der Renovierung durch den Freistaat vor einigen Jahren durch Putz und Farbigkeit wieder sein ursprüngliches Aussehen und wird wie die ganze Burg vielfältig kulturell genutzt. - Nächstes Ziel in Alzenau war die katholische PFARRKIRCHE ST. JUSTINUS. 1760 entstand sie und überrascht durch ihre reizvolle einheitliche Rokoko-Ausstattung. Besonders der Baldachin-Altar, die Seitenaltäre sowie die Kanzel und Orgel beeindrucken. Kirchenherr war ehedem das Kloster Seligenstadt, das auch in Großauheim ehedem den Zehnten empfing und für die Seelsorge zuständig war. - Den Abschluss bildete die WALLFAHRTSKIRCHE MARIA ZUM RAUHEN WIND IN KÄLBERAU. Hier faszinierte die Verbindung der dämmerigen gotischen Ursprungskirche samt Gnadenbild aus dem 14./15. Jahrhundert mit dem lichtvoll zum Kahlgrund geöffneten modernen Erweiterungsbau des Würzburger Diözesanbaumeisters Hans Schädel von 1957. Lebhafte Diskussionen über ihre Länge löste die an der Kirchhofsmauer angebrachte uralte Elle aus. Sie diente einst dem Tuchhandel bei den Märkten, die anlässlich von Wallfahrtstagen stattfanden. Zuletzt stärkten sich die Großauheimer gemütlich im nahen Gasthaus "Zum grünen Baum" für die Heimfahrt. Die erwies sich wie schon die Hinfahrt als etwas umständlich, weil die Kahlgrund-Bembel wegen Brückenbauarbeiten nur zwischen Großauheim und Kahl verkehrte und ansonsten durch Busse ersetzt wurde. Die Elle war übrigens 59,5 cm lang, wie die Vorsitzende vier Wochen später auf der Weihnachtsfeier aufgrund von Nachmessungen bekannt gab.
Eine Burg, zwei Kirchen und etlicher Frankenwein
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- Geschrieben von Dr. Bertold Picard
- Kategorie: HGV-Bericht
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