Resümee der 1. Vorsitzenden des HGV über 2019/2020 JHV 2020

 

Wir trauern um unsere verstorbenen Mitglieder

um Berthel Schabet

um Günther Schmidt

um Walter König

 

Seit einigen Jahren führe ich ein Suddelbuch, wie Lichtenstein diese Form der Notizen nannte. Wenn ich mein schwarzes Heft anschaue, dann wird mir die Fülle des letzten Jahres bewußt. Auch jeden Tag stehen Notizen drin, die den HGV betreffen: Gruber anrufen, die Frau Wissel im Altenheim besuchen, ein Abschiedsgeschenk für Herrn Picard besorgen steht da neben

Unterstützung organisieren für die Dampftage, Werbematerial für die Ausstellung Dampfmodelle verteilen. Immer wieder steht drin: Frau Hofmann an die fehlenden Objekte erinnern.

 

Ab Januar 2019 beginnt bereits die Arbeit am 4. Buch Großauheimer Wurzeln zurAugust-Gaul-Ausstellung. Gottseidank stemmt Dr. Picard die ganze Recherche zu dem Auheimer Leben von August Gaul. Er gräbt aus, welche Weine und Biere er bevorzugte, wie seine Freunde hier im Stern und im Engel sassen, aber die goldenen Krone mieden und er findet sein Beurteilungsbuch als Schüler. Er trägt sein Wissen bei zu einer der tollsten Kunstausstellungen, die das Museum je gesehen hat und die uns alle sehr freut! Sie hat unserem armen Museum einen unglaublichen Strom von 5000 Besuchern beschert, so dass wir nun wirklich hoffen, dass es nicht auf der Streichliste der Stadt landet.

Inzwischen unterstützen regelmässig 3 unserer Mitglieder die Kasse im Museum. Herrn Weigt, Frau Peukert und Herrn Derzbach dafür von ganzem Herzen Dank.

Überhaupt der August Gaul! Er hat uns in dem vergangen Jahr alle sehr beschäftigt und umgetrieben. Als ich im Januar 2019 mit meinem Manuskript an die Öffentlichkeit trat, als sich die Stadt Hanau entschloß, das Theater zu finanzieren, als ich nach und nach bis zu 70 Leuten anwarb, für August Gaul auf der Bühne und in das Rampenlicht zu treten, da gerieten wir in einen unglaublichen Strudel an Arbeit und Kontakten. Glauben Sie uns, es war an der Grenze unserer Belastungsfähigkeit. Wir haben uns erst Dezember erholt, als der Strudel erst nach der Aufführung Ende Oktober langsam verebte. Andererseits sind wir alle sehr stolz auf das Ergebnis und viele sagten, unser Theater sei ein „Wohlfühlbad für die Auheimer Seele“ gewesen. Die jüngeren Mitglieder unseres Vereins konnten wir auch herausstellen und hoffen, damit auch diese an uns zu binden.

Zurück zu meinem Suddelbuch:

Bis zur letzten Minute stehen da noch Notizen wie „Mütze für Simon Knoch, Feuerwehrschlauch von mind. 10 m, und Freikarten für Schauspieler organisieren. Und immer wieder steht da „Derzbach anrufen“.

Besonders Familie Derzbach hat sich hier vielfältig an Organisation und Durchführung über das ganze Jahr beteiligt, aber der Hauptcoup von den beiden ist eindeutig der August-Gaul-Wein, der ein echter Verkaufsschlager ist und sozusagen den guten Geschmack von ihm nicht nur in die Augen sondern auch in den Mund bringt.

Ganz im Gegensatz zu dem großen Verkaufserfolg war unsere Weinprobe durch die Kelterei Hubert trotz intensiver Vorarbeit leider kein großer Erfolg, sondern ein kleines gemütliches Beisammensein

Erfreulich war auch, dass die Stadt Hanau das Grab von August Gaul in Berlin reinigen und herrichten ließ und besonders das Grab seiner Familie hier auf dem alten Friedhof wieder würdevoll herstellte. Am 15.10. wurde das Grab der Gaul-Eltern der Presse vorgestellt. Ganz nebenbei wurde auf diese Art und Weise auch der Grabstein der Familie Rauch restauriert. Dieser barocke Grabstein mit der heiligen Familie darauf, ist besonders, weil er ein sogenannter Brückenstein ist. Er wurde für die Kinder der Familie hergestellt und zunächst auf dem Kirchhof um St. Jakob aufgestellt. Dann zog der Stein auf den damals neu eröffneten Friedhof, wo der Vater beerdigt wurde. Ich hoffe, Sie nehmen sich auch dafür mal Zeit.

Noch erfreulicher und erstaunlicher ist, dass es uns gelungen ist, drei der wertvollen Objekte aus dem Hanauer Exil zurück zu erhalten: Der Scherenschnitt von Wiedemann, eine sehr schöne alte Schulbank und das antike Hochrad. Leider fehlt immer noch der kleine Trog, den August Gaul einst herstellte. Wir werden weiter um die fehlenden ca. 150 Objekte streiten.

 

Ein anderer wirklich großer Verkaufsschlager war bisher auch das Buch August -Gaul in dem der Beitrag von Dr. Picard besonders beeindruckend ist. Auch der Aufsatz meines Sohnes Peter über die künstlerische Deutung Gauls verknüpft mit der Geschichte der Zoos und der Entwicklung zur Moderne finde ich beeindruckend. Ein besondere Leistung hat mein Mann beim Layout des Buches mit meinem Theaterstück gemacht, wo er große Freude daran hatte, die historischen Bezüge in einem bunten und leseaktiven Bezug mit einzuarbeiten. Ich danke ihm sehr herzlich dafür. Seit seiner Vorstellung bei der Vernissage der Ausstellung sind ca. 250 Bücher verkauft worden.

Wir begleiten die August-Gaul-Ausstellung immer noch durch monatliche Führungen, die bisher überwiegend fachmännisch vom Ehrenmitglied Dr. Picard durchgeführt werden und auf sehr reges Interesse stossen.

Die Mehrzahl des Vorstandes beteiligte sich auch am August-Gaul-Ausflug nach Berlin, wo Stefan Gruber mit Herrn Schaffer Hartmann die Organisation teilte. Wir hoffen, dass die hohe berufliche Belastung, der Herr Gruber ausgesetzt ist, ihm vermehrt die Möglichekit zu einer aktiven Mitarbeit gibt.

Im September hatten wir aber auch wieder Klassen- und Kindergartenführungen. Wir nahmen auch am Rochusmarkt teil, der aber bei dem Umbau des Rochusplatzes dieses Jahr nicht vergnügungssteuerpflichtig war.

Die Eröffnung des Rochusplatzes war dagegen ein wirkliches kleines Volksfest an unserem Ortsmittelpunkt. Das war natürlich eine städtische Veranstaltung, aber ich habe mit viel Freude zur Kenntnis genommen, wie unsere Anregungen zum Denkmal, zum Wein und die Teilnehmer am Theater doch deutlich unsere Botschaft und Handschrift weitertragen.

Ein weiterer Punkt im Suddelbuch war das Thema Bautz, das gut in der Hand von dem kenntnisreichen Thomas Steigler liegt. Er hat sich sehr kundig gemacht und konnte in der Ortsbegehung mit dem Denkmalbeirat unter Anwesenheit des Investors Biehn-Ries die Großauheimer Interessen klarlegen, tatklräftig unterstützt von Familie Derzbach. Wir hoffen auch weiterhin auf seine Tatkraft.

 

Sehr großes Vergnügen hatten wir bei dem Ausflug zum Radwerk in Klein-Auheim. Viele Besucher sprachen uns danach an, dass auch Großauheim gerne ein solches Museum hätte. Nun ja. Es ist eine Sache, dort Besucher zu sein, oder wie die Klein-Auheimer das Museum in Vereinsobhut zu leiten. Sie sind ganz alleine auf sich gestellt mit der Kassen-Besetzung, Reiniugung und finanziellen Last. Mir imponierten jedoch die Kollegen noch in einer anderen Weise: Als dort der 2. HGV-Vorsitzende Hellman sagte, dass sie dort alle Objekte und Bilder digitalisiert haben, war ich sehr beeindruckt.

Ab Weihnachten 2019 ist mein Suddelbuch gefüllt mit kleinen Bemerkungen zu den Fotos. In einem großemKraftakt ist es nun gelungen, bis zum heutigen Tag alle Papierfotos digital zu erfassen. Diese Bilder sind zum größten Teil von Dr. Picard gesammelt und mit sehr akademischen Krickeln versehen. Mit seiner Hilfe haben wir nun alles umgeschrieben und beim digitalisieren hat uns auch Herr Inderwisch und Wolfgang Hombach geholfen. Ausserdem ist es uns eine große Hilfe, dass Dr. Picard die unleserlichen Schriften aus den alten Schriften zu übersetzen und wertvolle Zusatzinformationen zu geben weiß (Alig. Dunkel)

Ein ganz anderes Klientel war rege beteiligt an dem Vortrag von Arndt zumKriegsende in GA. Dabei stellte sich aber heraus, dass viele ortsspezifische Fragen von ihm nicht beantwortet werden konnten, die aber brennend interessierten. Deshalb bin ich sehr froh, dass Thomas Steigler sich diesem schwierigen Thema mit großem persönlichen Recherche-Aufwand widmet und am 22.3. eine Führung anbietet die uns an die Orte der letzten Kriegshandlungen 1945 an der Brücke führen wird. Besonders beeindruckend ist es, dass er uns für heute einen eigenen Film zu diesem Thema anbietet. Die letzten 75 Jahre des Friedens waren golden, mögen Sie uns erhalten bleiben.

Damit komme ich zu unseren Zukunftsplänen.

In der Bedrohung, in der Zerrissenheit unserer Gesellschaft möchten auch wir Stellung beziehen und einen Diskussionsbeitrag liefern. Das Thema Heimat und Herkunft wird immer mehr zu einem doppelten Kampfbegriff. 1. Sachlcih:Die einen suchen eine Heimat, wollen unbedingt hier irgendwo ankommen und erschrecken die hiesigen. Andererseits verlassen viele unserer Kinder ihre gemütliche Heimat, wo wier sie vermissen und lassen sich woanders nieder, um dort die Leute zu erschrecken. 2. sprachlich wird dieser Begriff oft missbraucht und an den rechten Rand gerutscht und das will ich mir schon gar nicht gefallen lassen. Wir werden also versuchen, dazu einen geeigneten Rahmen zu finden, wobei ich mir einen echten Votrag darüber nur schwer vorstellenkann und lieber eine Diskussionsrunde einberufen würde. Dabei ist an eine Zusammenarbeit mit der Lindenauschule und der kommenden Ausstellung „Migration“ gedacht. Als Diskussionspartner hat sich die Heraeus-Bildungsstiftung angeboten. Mal sehen, wo es uns hinführt.

 

Wir besuchten Lars Contzen, der Mann im ehemaligen Gasthaus zum Engel seit etwa 5 Jahren im Bootshaus-Atelier Tapeten und Wandgestaltungen macht. Ich stelle mir vor, dass viel Großauheimer interessiert sind, was dieser Raumgestaltungskünstler uns zeigen kann. Dazu würde auch die Geschichte der Familie Rauch passen – Sie erinnern sich, von denen habe ich vorhin mit dem Brückenstein schon mal erzählt. August Rauch hat den Engel damals erbaut als Brauerei und Gasthaus, er war ein innovativer und unternehmungslustiger Großauheimer.

 

Aapropos unternehmungslustig. Bereits ab März findet sich in meinem Suddelbuch immer wieder der Name Leopoldo Richter. Darüber habe ich ja bereits an unserer sehr gut besuchten Weihnachtsfeier gesprochen. Leopoldo wurde 1896 in der Auwanne geboren, lebte nur 2 Jahre dort und wuchs in Lahr auf. Berühmt wurde er in Kolumbien, er ist eine der berühmtesten Künstler Lateinamerikas auch weil er als ein ganz abenteuerlustiger und innovativer Forscher in Amazonien war.Er beschrieb Fauna und Flora Amazoniens. Daneben war er ein sogenannter Womanizer, der vielen Frauen den Kopf verdrehte sie dafür aber wunderbar malte. Auf abenteuerliche Weise konnten wir ein wertvolle Sammlung aus der Schweiz erhalten und gaben sie an die Museen Hanaus. Es handelt sich dabei überwiegend um Zeichnungen und Erotika. Wir erhielten diese Bilder die er einer 40Jahre jüngeren Geliebten angedeihen ließ. Wir werden eine Ausstellung im Juni erleben, die hoffentlich vom kolumianischen Botschafter mit heißen Samba Rhythmen eröffnet wird.

 

Neben der Kunst ist mein Intereses auch immer, dass wir uns der Natur widmen und auch diesen Teil der Heimat nicht vernachlässigen. Die fast abgetragene Sanddüne von Alzenau wird in diesem Jahr unser Ausflugsziel sein so dass wir uns bevor sie endgültig verkauft seinwird noch mal anschauen können. Wir haben uns dabei an die Wetterauische Gesellschaft angeschlossen, die sich über diese Koopertion auch erfreut zeigte.

 

Davor wird eine neue Irminrat in diesem Jahr wieder inthronisiert werden und freuen Sie sich mit mir am 26.4. um 13h auf die 7. Irminrat. Es werden wieder gekrönte Häupter und andere Edle kommen und was zu essen und zu trinken gibt es bei Hofe auch.

 

Liebe Mitglieder, wir sind ein sehr fleißiger und motivierter Vorstand, und wir haben das erste Jahr ohne Herr Dr. Picard auch bewältigt. Wir empfinden uns gegenseitig als wertvolle und starke Hilfen bei den anstehenden Aufgaben und wenn ich meinen Mann an dieser Stelle noch nicht erwähnt habe, so muß doch gesagt werden, dass er neben seiner Kassiererrolle besonders im Bereich der Digitalisierung, Homepage, Veröffentlichung eine tragende Rolle spielt und oft das Mädchen für alles ist.

Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht über viel mehr Mitarbeit der Mitglieder freuen würden. Wennim nächsten Jahr wieder Vorstandswahlen sind, würden wir uns über reges Interesse freuen. Wir suchen Hilfe in der Kontaktaufnahme zu den Schulen, den anderen Vereinen, der Vernetzung mit den öffentlichen Trägern.

Wir würden uns über Forscher freuen, die zu Großauheimer Themen schreiben, über Mitglieder, die evtl. einenStammtisch oder ein anderes regelmässiges Auftreten organisieren. Vieles wäre zu tun, kommen Sie aktiv in unsere Reihen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.