Auf umstrittenem Gebiet: der Auheimer Grund zwischen Event und Naturschutz

 Der naturkundliche Spaziergang des Heimat- und Geschichtsverein Großauheim am Sonntag, 26.5.2013 über den „umstrittenen Grund“ führte die Teilnehmer wegen dem schlechten Wetter nur kurz auf die wunderbare Blütenwiese. Der alte Steinheimerweg, den die Großauheimer Jahrhunderte lang zu ihrer Kirche führten, genossen wir das  sattgrüne Auenland. Aber keine Hobbits sondern nur strömender Regen fanden wir neben dem seltenen Gelbsternen (Gagea) und der rotblühenden rauen Ochsenzunge (Anchusa) mit der Larve des Eulenfalters. Dann siegte der strömende Regen über den Optimismus und den guten Willen und die Exkursion wurde in den Saal verlegt. Das Kirchenfest im katholischen Gemeindezentrum hl. Geist bot der Gruppe Obdach. Dort informierten sich die Besucher über die geologische und biologische Einmaligkeit des Gebietes. Der kalkhaltige Auenlehm ist an dieser Stelle noch immer ursprünglich und bietet einem blühprächtigen Biotop die Basis. Die historischen Übergänge des Mains nach Steinheim wurden vorgestellt: die Furten, die Nachen und die wichtige Nähe . Der noch ungezähmte Fluss transportierte aus dem Spessart mit seinen Flößern Holz zu den Floßmärkten in Großauheim und weiter flußab bis Amsterdam. Die Schiffe zogen die Leinreiter wieder bergauf,  über ihr entbehrungsreiches Leben sprach die Referentin. Die Einzelheiten des Maindurchstichs 1974, Teil der Kanalisierung und Zähmung des Flusses, sowie die Entwicklung der Schifffahrt fanden lebhaftes Interesse. Daneben bestimmten die Referenten die häufigsten Pflanzen dieses Halbtrockenrasens. Entsprechend des ausführlichen Gutachtens für die  Stadt Hanau und der eigenen Anschauung wachsen hier mehr als 50 Arten auf 25qm, also durchaus in der Qualität eines Biotops. Aber spätestens bei der Darstellung der Hafenentwicklung seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und besonders der Pintschkatastrophe,  die Sanierung kostete den Steuerzahler mehr als 100 Millionen DM,  wird deutlich, wie sehr das Gebiet sehr bedroht ist. Schnell ist es zerstört, die Renaturierung gelingt fast nie. Die ökonomischen Interessen sind hoch und Naturschutz hat wenige Freunde in der Politik. Noch ist die schöne Wiese im Landschaftsschutzgebiet und alle Anwesenden sprachen sich nachdrücklich dafür aus, dass es auch so bleibt. Holy Lawn – heilige Wiese – nennen die Freunde des Love Family Parks diese wunderbare Gegend mit ihrem traumhaft schönen Blick auf das Steinheimer Schloss. Alle pflichteten dem zu und wir hoffen dass es dem Regierungspräsident gelingt, eine Lösung zu finden, die dem Verbleib dieses Gebietes im Landschaftsschutz gerecht wird. Es ist die einzige Wiese im Südosten Hanaus, an der ein Blumenstrauß noch bunt wird. Mit Kaffee und Kuchen ging die Exkursion zu Ende. Sie wird im Herbst – bei hoffentlich besserer Witterung – wiederholt.   

wirtschaftliche Interessen sind höher als Naturschutz: Pintschbrache

sprachen nicht nur über das Liebesleben der Weinbergschnecken:

Der naturkundliche Spaziergang auf dem Grund wird im Herbst erneut angeboten!

 

Seit zehn Jahren findet alljährlich im Juli die Großveranstaltung „Love Family Park“ auf dem etwa 69.000m² großen Gelände an der Hellentalbrücke statt. Die Techno-Veranstaltung ist etabliert und lockt Jahr für Jahr bis zu 20.000 junge Menschen nach Hanau, sorgt so auch für Bekanntheit und Einkommen der Stadt.

Das Veranstaltungsgelände am Mainufer ist seit 1987 ein Landschaftsschutzgebiet. Per Definition sollen so gekennzeichnete Gebiete zum Erhalt der Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbild beitragen. Für die Veranstaltung werden jedes Jahr Sondergenehmigungen erteilt. Solche Genehmigungen werden auch dem alljährlichen Johannisfeuer in Steinheim gewährt, dessen Tradition älter ist als die Naturschutzverordnung und als Event ein anderes lokaleres Publikum anzieht.

Die vielen Besucher des Love Familiy Parks verursachen eine unumkehrbare Bodenverdichtung und ändern so die Voraussetzung des lokalen Ökosystems. Als wesentliche Ursache ist die Mahd und die darauf folgende Trittbelastung anzunehmen. Die Regenerationskraft der Pflanzen ist deutlich eingeschränkt, so dass mittel- bis langfristig ein Populationsrückgang anzunehmen ist. Eine Reduktion der Bestände ist auch bei Schnecken und Heuschrecken zu beobachten, die wiederum Nahrungsquelle für größere Tiere sind.

Diesen Anlass benutzt der Heimat und Geschichtsverein, um sich insgesamt mit der Geschichte des Gebietes zu beschäftigen. Wir sind nicht nur auf die Mainübergänge, die Furt, die Nähefahrt und Brücken eingegangen, sondern auch auf die Pintsch-Verschmutzung und die Botanik

 

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Wir sind ja diesmal mit trockenen Füssen herausgekommen,

aus dem Umwetter und den Überschwemmungen um uns herum, da können wir ja einfach weitermachen wie bisher. Oder? Ist der Begriff Auenschutz nun auch hier wichtig geworden? Die Auengebiet um die Kinzig verteidigt die Stadt Hanau als schützenswert – wie wahr! Und was ist mit dem Landschaftsschutzgebiet Mainau in Philippsruhe und in Großauheim? Da werden Gebiete aus dem Landschaftsschutzgebiet entnommen. In Philippsruhe ist ein Parkplatz entstanden, in Großauheim soll eine Eventwiese entstehen. Das mag für den Ungeübten „egal“ sein, aber in Wirklichkeit ist doch gerade im Hochwasserbereich die Frage der Durchdringbarkeit von Boden zentral. Eine asphaltierte Fläche und ein zerstampfter, plattgetrampelter Boden nimmt eben gerade kein Wasser auf. Hingegen zeichnet sich der naturbelassene Auenschlamm eines Magerrasens gerade durch seine schwammartige Saugfähigkeit aus.

Das Aueninstitut beschreibt ihre Möglichkeiten: „Wo die Auen noch weitgehend naturbelassen sind ... zeigen sie ihre volle Dynamik: Altarme neben dem Strom, hohe, trockene Kiesrücken und flache, feuchte Senken, weite Schlammbänke, vegetationsfreie Steilufer und dichte Weidenwälder entstehen und vergehen durch die landschaftsgestaltende Kraft des Flusses. An diese dynamischen Prozesse haben sich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten angepasst.“  Alle Welt ruft nach Rückbildung zu natürlichen Auengebieten: wir haben noch eine unverbildete Auenwiese, die sollte im Landschaftsschutz bleiben.

Großauheim liegt in einer Au, kann mit den Überschwemmungen umgehen, wenn man die Auenwiesen in ihrem Zustand ließe. Aber der größte Teil der Auenwiesen ist bereits dem Hanauer Hafen mit seinem Müll- und Erdölumschlag, dem unsäglichen Pintsch-Skandal,  und dem Hubschrauberlandeplatz geopfert worden. Die ökonomischen Interessen sind höher als Vernunft und der Überschwemmungsschutz. Aber kann nicht wenigstens die letzte Auenwiese „Im Grund“ in ihrem herrlichen gottgegebenen und flussgeformten Zustand bleiben? Hier wäre das Belassen im Landschaftsschutz gut für trockene Füße.