2. Jahrgang                                  Gross-Auheim, den 4. Mai 1938                                                 Nr. 13.

 

Vereinsnachrichten:  

 

     Das Heimatmuseum ist vom Sonntag, 21. Mai 1938 sonntäglich 14 – 15 Uhr geöffnet.

Es ist Pflicht der Mitglieder, für den Besuch zu werben und auch selbst dem Museum einen Besuch abzustatten.

Eintrittsgeld 10 Pfg., für Kind 5 Pfg., Mitglieder frei.

 

Jeden Donnerstag 20 ½ Uhr Zusammenkunft der Mitglieder im Museum.

 

     Zugänge an Museumsstücken:

 

    Von Fräulein Ida Botzum, Hintergasse 10,

-  ein Hinterpflug aus Holz, bestehend aus Haupt, Plugschar, verstellbarem Streichbrett, Pflugstertze,    

   Pflugbalken und Pflugeisen.

 

            Der Stifterin hierfür wie auch für ihre rege Mitarbeit in Fragen der Heimatgeschichte unser herzlicher Dank !

                                                                                                                      Der Vorstand.

 

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Heimatkunde, Volkskunde, Familienforschung, Naturschutz:

(Darf nur mit Zustimmung des Heimatvereins veröffentlicht werden.)

 

Sagenstoffe aus der Heimat.

2. Der Leibhaftige als Waldfrevler.

 

     Auheimer Holzleser gingen einstmals in den Wald. Auf dem Dammsküppel gesellte sich eine ver-mummte Gestalt zu ihnen mit fürchterlichem Aussehen. Sie hatte einen Menschen- und einen Pferdefuß. Die Holzleser erkannten in ihm den Leibhaftigen und gingen bestürzt ihres Weges weiter. Der Teufel lief schweigend neben ihnen her und niemand wagte nach ihm hinzublicken. Im „Alten Heegwald“ jedoch machte er plötzlich einen Seitensprung, zog seinen Degen – den er an der Seite trug – und, riesengroß emporwachsend, fuhr er mit einem kräftigen Hieb in die Krone eines kräftigen Eichenbaumes, so daß alle Äste brachen. Darauf entfernte sich der Böse unsichtbar mit Schwefelgestank den Blicken der schreckensbleichen Holzgänger. Der astlos gewordene Baum aber wurde dürr, und bis vor wenigen Jahren ragte sein kahler Stamm inmitten der grünen Bäume durch die Luft empor.

 

 

„Am Heimatborn“.1938. Nr. 13

 

 

     Bemerkung: Der durch Blitzschlag zerstörte und dürr gewordene Baum war bis vor 30 Jahren tatsächlich vorhanden. Nur hat die Volksphantasie den absonderlichen Zustand des Baumes auf sagenhafte Weise zu erklären versucht. Abergläubige Menschen glaubten an den Spuk und erzählten den Hergang, indem sie die merkwürdigsten Beteuerungen für seine Wahrhaftigkeit ausstießen.

                                                                                                                                             H.K.

 

 

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Vom Torfstich in den ehemaligen Bruchwiesen.  IV.

   

     Allmählich näherte sich nun die Torfgräberei ihrem Ende. 1863 wurden nur noch 162 fl gelöst und 1865 = 142 fl.  Dann erscheinen in den Gemeinderechnungen keine Einnahmen mehr aus Torfstich. Die irgendwie lohnenden Torflager waren ausgebeutet und die Stücke nunmehr als Wiesen genutzt, die in ihrem Ertrag natürlich bedeutend herabgesetzt waren.

     Über die Verwendung des Torfes, wie überhaupt über die Art und Weise der Ausbeute und des Ver-triebs durch die Pächter haben wir keinerlei Aufzeichnungen. Wir nehmen an, daß die Torfkäse in der Hauptsache als Brenntorf nach Hanau verkauft wurden.

     Im Jahre 1876 kaufte die Gemeinde den Rest der Privatwiesen des Torfbruchs auf, sodaß ihr nun der ganze Torfbruch gehörte. Nur eine Wiese blieb wie durch ein Versehen ausgeschlossen; sie liegt neben dem Rohrdamm des Wasserwerks (im Zuge des Grenzwalles) und ist heute noch Privateigentum.

     Stellen wir die vorstehend von uns angeführten Pachteinnahmen, die sich durch Hinzurechnung der Pachterlöse für Trockenplätze nur unwesendlich erhöhen, zusammen, so erhalten wir 30  041 fl. (Gulden) = rund 51 070 Mark in heutigem Gelde. Diesen Einnahmen stehen mancherlei Ausgaben gegenüber, die aber auch nicht unbeträchtlich sind. Waren es zuerst die Prozeßkosten, so mußte die Gemeinde in den folgenden Jahren bedeutende Aufwendungen machen für Vermessung der Stücke, Reinigen der Abfluß-gräben, Anlegen und Unterhalten von Wegen und Brücken.

Auch Ausgaben für Streitigkeiten mit den Pächtern erscheinen nicht selten in den Rechnungen. Immerhin aber kann gesagt werden, daß der Ertrag aus dem Torfbruch der Gemeinde zur Bestreitung der mannigfachen unvorhergesehenen Ausgaben der damals politisch bewegten Jahre sehr gelegen kam.

 

            Quellen:  Gemeindeakten und Gemeinderechnungen der Gemeinde Groß-Auheim.

 

     (Zur Erläuterung und besseren Verständnis dieser denkwürdigen geschichtlichen Zeit, in der die Groß-Auheimer ihre Rechte zur Ausbeutung ihrer Bodenschätze einsetzten und verteidigten, bringen wir noch in den nächsten Nummern einige wörtliche Auszüge aus den betreffenden Akten.)