Dann fanden wir noch eine Blog über ihn

Leopoldo Richter

Wer hätte gedacht, dass ich auf meiner Reise, in einem Museum in Bogota, einen Hanauer treffen würde? Zugegeben, zu der Zeit, als er 1896 geboren wurde, gehörte Groß Auheim noch nicht zu Hanau, sondern war ein beschauliches Städtchen am Main. Seit der Gebietsreform ist es ein Stadtteil Hanaus.

Leopoldo Richter, der nach seiner Geburt den Namen Leopold bekam, ist in Hanau kein Unbekannter. Du findest ihn ebenso wie die Künstler August Gaul und August Peukert - beides auch Groß Auheimer -  unter hanau.de, aber nur, wenn du seinen kolumbianischen Namen eingiebst!

Meine liebe Freundin Beate hat sofort in Hanau recherchiert als sie meine Nachricht von dem "Fund" erhalten hat. Kunst und Kultur sind sozusagen ihr zweiter Vorname und so hat sie auch gleich das Leben des 1984 verstorbenen Künstlers gegoogelt und ist beeindruckt.

 

Ich fahre noch einmal zum Museum - gestern stand ich vor verschlossener Tür - um mir die Bilder anzusehen.

 

Dieses Bild hat er "Matrimonia con pajaro azul" genannt.  Da das einzig Blaue  der Vogel ist, übersetze ich: "Familie mit blauem Vogel". Vielleicht heißt es auch ganz anders. Mir ist der Name egal, das Bild gefällt mir!

 

In jedem Saal des Museums steht eine Beschreibung der Zeit,  in der die ausgestellten Werke entstanden sind.

Ich interpretiere das Gelesene folgendermaßen: " ...  Nach der Diktatur Pinillas hat sich die Kunstrichtung verändert. Man interessiert sich für die Welt der indigenen Bevölkerung Kolumbiens. Ihre Kultur spielt jetzt eine große Rolle und beeinflußt die Kunstszene sowohl bei Bildhauern als auch bei Malern...."

Jetzt bleibt noch zu klären, wie ein Groß Auheimer zu einem Kolumbianer wird.

 

Leopold Richter verbringt seine Kindheit und Jugend in der Nähe des Schwarzwaldes. Er wandert viel  und liebt die Natur.

Als der erste Weltkrieg ausbricht wird er als Achtzehnjähriger eingezogen. In einer der zahlreichen Schlachten wird er schwer an der linken Hand verletzt und in die Heimat zurück geschickt. Er arbeitet in einem Flugzeugwerk als Technischer Zeichner und nimmt später in Karlsruhe ein Studium an der Technischen Hochschule auf.

!932 verläßt er Deutschland wegen "politisch schwieriger Zeiten" und reist nach Brasilien. Viele Menschen unterstützen ihn, besonders Angehörige der katholischen Kirche.  Er studiert Entomologie. Bei  seiner Leidenschaft für Insekten kommt ihm die Fähigkeit genau zu zeichnen, zu Gute.

 

1935 zieht er um nach Kolumbien, das seine neue Heimat wird. 1939 wird er an der Universität wissenschaftlicher Forscher. Bei Reisen durch Südamerika erwacht sein Interesse für Indigene Völker und deren Kulturen.

Damit schließt sich der Kreis. Aus Leopold wird Leopoldo, ein vielseitig begabter Mann und ein großartiger Künstler, der nicht nur malt, sondern auch eindrucksvolle Keramikarbeiten hervorbringt.

In zahlreichen Einzel - und Gruppenausstellungen stellt er seine Arbeiten - auch  international - vor.

 

Ich entdecke im Internet einen kleinen Film über die Restaurierung eines seiner Keramik Wandbilder. Die Arbeit wird durch eine Bank finanziert, die das Werk in ihrem Institut ausstellt.  In diesem Bericht kommt seine Tochter Juanita zu Wort.

Ich habe keine Ahnung was sie sagt, aber ich erfahre, dass sie Keramikerin ist.

 

Beate, Du kannst Dir sicher denken, was ich heute gemacht habe. Richtig. Ich bin mit einem Taxi zu der Adresse gefahren. Das Haus habe ich gefunden, auch einen jungen Mitarbeiter angetroffen, der mir ihr Atelier zeigt, aber Juanita Richter ist leider nicht da. Schade, ich hätte so gerne mit ihr gesprochen! 

Ehe ich gegangen bin, habe ich ihr auf Deutsch eine Nachricht geschrieben. Ja, sie spricht gut Deutsch, wie der junge Mann sagt, mit deutschen Eltern sei das auch kein Wunder.

 

Schade, dass die Keramiken nicht ausgerichtet sind. Das ist mir vorhin gar nicht so aufgefallen. Vielleicht kann Tobi sie " bearbeiten"?

 

Auch wenn sie nicht im Lot sind, kann man sehr wohl die Schönheit der kleinen Kunstwerke erkennen.

Wie sagt das Sprichwort? "Der Apfel fällt nicht weit vom Baum".

Ich hätte gerne wenigstens eins der Keramiken gekauft. Aber, wie ihr euch erinnert, habe ich mir allerhand stehlen lassen. Jetzt muss ich mich doch ein wenig zügeln. Nächstes Jahr,...!