Zwischen Großauheim und Großkrotzenburg liegt ein Altmainarm in breitem Bett in einem Sumpfgebiet, der heute allgemein Schifflache genannt wird. Heute wird die Mainschlinge von einem  Bach in einem  Feuchtgebiet durchzogen. Das wertvolle Schutzgebietes beträgt heute 61 ha und beinhaltet viele seltene Tier- und Pflanzenarten.

Lange Zeit nannte man das Gebiet „Torfbruch“, denn mit dem Energiehunger der Industrialisierung und der starken Bevölkerungszunahme wurden neue Brennstoffe gesucht, Holz wurde knapp. Es begann 1835 damit, dass der Gutspächter des Kinzigheimer Hof,  Koch zuerst einen Antrag stellte, Torf stechen zu dürfen. Dies weckt die Gemeinde auf und es entsteht ein zähes Ringen, um das Recht, den Torf auszubeuten. Letztendlich siegte Großauheim, der Prozess kostete immerhin 570 Gulden und 44 Kreuzer. Zunächst kaufte Großauheim die Wiesen aus dem Privatbesitz und legte sie so zusammen, dass ein gemeindeeigener Betrieb entstand, bald wurde der Betrieb aber verpachtet.

Torf ist ein Abbauprodukt eines Moores, die absterbende Vegetation verwest in dem nassen Gebiet nicht, sondern geht in einen Prozess der Verkohlung über. Dadurch entsteht der niedrigenergetische Brennstoff aus der Inkohlung der abgestorbenen Pflanzen. Es handelte sich um ein „Niedermoor“, wie es typisch ist für Senken und  Flussniederungen. Diese wachsen nicht so hoch wie die „Hochmoore“ und sind viel artenreicher, sie entstehen hauptsächlich aus Schilfgräsern, Binsen, Sauergräsern und Moosen. Diese nassen „sauren“ Gebiete wurden mit Entwässerungsgräben durchzogen und trockengelegt. freigelegt und mühsam mit Spaten abgestochen. Je tiefer das Moor reicht, umso wertvoller ist der Brennwert des Torfes. Die oberen Schichten wurden in hölzernen Kastenformen gepackt. Die Ausstiche trockneten man dann in den anliegenden Wiesen. So ging es einige Jahrzehnte bis 1865 der Torf abgebaut war. Gerade die letzten Ausstiche wurden nicht mehr ordnungsgemäß verfüllt, was zu den heutigen Tümpeln führte.

 

Der Torf wurde in die Städte, aber auch ins Freigericht und an den Hof Trages verkauft. Er diente auch dazu, Wein und Schnaps, deren Ausfuhr illegal war, aus Bayern heraus zu schmuggeln. Man versteckte die Schwarzware tief zwischen den „Torfkäsen“. „Torfkäs“ nannten dann auch die Auheimer die Ampel für das ewige Licht in St. Jakob, das von den Nachfahren Melchior Hains, eines der Pächter im Torfbruch, gestiftet worden war.

 

www.grossauheimer-geschichtsverein.de

 

Dr. Sabine Laber-Szillat

 

Quelle: Aufsätze von Heinrich und Karl Kurzschenkel stützt (Die alte Mainschlinge; Vom Torfstich in den ehemaligen Bruchwiesen), abgedruckt in Mainzer Rad und Pilgermuscheln, 1976.

 

Kastenform im Besitz des Heimatvereins