Gemeinsame Wanderung des Heimat- und Geschichtsvereins Großauheim 1929 mit den Wanderfreunden 1911 Großauheim zur „Großauheimer Schifflache“. 

Dieser Einladung sind viele Freunde der Wanderfreunde sowie des Heimat- und Geschichtsvereins gefolgt. Der erste Wegabschnitt folgte dem Franziskusweg, das Heinrich Hartl vom Vorstand des HGV’s die Möglichkeit bot, ein wenig über Franz von Assisi zu erzählen. Franz von Assisi wurde 1182 in Assisi, Italien, als Sohn wohlhabender Tuchhändler geborgen. Nach einer Vision, dass er vom Kreuz her angesprochen wurde, lebe Franz als Eremit vor den Stadtmauern und verzichtete auf all sein Erbe und gründete den Orden der Minderen Brüder (Franziskaner). Sein von ihm gedichteter Sonnengesang gilt als erstes Werk der italienischen Literatur. Seine Predigt der Armut und sein Leben aus der heiligen Schrift heraus, hat als Botschaft auf vielfache Weise die Menschen in den folgenden Jahrhunderten mitgeprägt. Schon am 16.07.1228 wurde Franziskus von Papst Gregor XI heiliggesprochen.   

Als direkte Verbindung von Großauheim nach Kahl, gilt der Alte Kahler Weg, dem die Wanderer bis kurz vor dem Wasserwerk der ehemaligen Degussa gefolgt sind. Diese industrielle Wassernutzung geht noch auf kaiserliche Zeiten zurück und stand leider auch im Konflikt mit den Schutzzielen des 1953 eingerichteten Naturschutzgebietes Schifflache. Übermäßige Wasserentnahme und Trockenheit waren die Ursache, dass 1969 das Schutzgebiet aufgehoben wurde. Erst 1990 konnte dank Maßnahmen zur Wiedervernässung das Naturschutzgebiet wieder eingerichtet werden. Die Schifflache ist ein gefährdeter Schatz!   Dass der Limesgrenzwall des römischen Reiches hier entlang läuft, ist als leichte Bodenerhebung noch deutlich sichtbar.   Über einem kleinen Pfad gingen die Teilnehmer am ehemaligen Hochufer des alten Mainbettes entlang und konnten feststellen, dass nur noch ganz wenig Wasser von einem Tümpel zum nächsten fließt. Diese Tümpel markieren den alten Flusslauf. Moor, Schilf und Erlen (die an die Ballade von J.W. v. Goethe „Erlkönig“ erinnern), bilden ein bezauberndes Biotop. Hierin können der Kammolch und die Knoblauchskröte überleben. Auf dem Hochufer der Schifflache befinden sich eindrucksvolle große Eichen und Buchen.   Von einer Eiszeitlichen Sanddüne aus erfuhren die Wanderer von der Seligenstädter Senke, einem Teil des Rheingrabenbruchsystems, in dem der ursprüngliche Grund bis zu 300 m tief abgesunken ist, vom Main, der fortlaufend diese Senke mit seiner Sand, Stein und Lehmfracht aus dem Oberlauf aufgefüllt hat und sich dabei immer wieder einen neuen Lauf suchen musste.   Schließlich kamen die Wanderer am Freigerichter See an, der wie die anderen Seen durch Braunkohletageabbau oder Kiesabbau entstanden ist.   Vom See aus wandt sich die Gruppe dem nördlich von Großkrotzenburg gelegenen jüdischen Friedhof zu. Hier wurden sie von Frau Monika Pfeiffer (Religionslehrerin am Kreuzburg-Gymnasium) zu einer kleinen Führung empfangen.   -Der Friedhof wurde erstmals um 1716 erwähnt und wurde 1923 von jüdischen Jugendlichen mit einer Mauer eingegrenzt. 1938 haben Jugendliche auf Anweisung ihres Lehrers alle Grabsteine umgeworfen und zur gleichen Zeit ist auch durch Jugendliche, die Synagoge in Großkrotzenburg geschändet worden. 1939 wurde der Friedhof geschlossen und sollte an das Preuss. Forstamt Wolfgang verkauft werden. 1943 wurden 150 RM an das Reichsfinanzamt gezahlt, aber es fand nie eine Eigentumsübergabe statt, da der jüdische Vertreter nicht zum Unterzeichnen kommen konnte. Eine Grundbucheintragung wurde also nie vorgenommen. Nach dem Krieg ließ der damalige 1. Bürgermeister von Großkrotzenburg die Grabsteine wieder aufstellen. Er sind 150 Gräber mit Steinen und 90 Gräber ohne Steine. Die Steine sind überwiegend aus Sandstein oder Kunststeine mit dünnen Marmorplatten. Die jüdischen Grabsteine, anders als die christlichen, tragen vielfach bedeutungsvolle Symbole und lange Texte. Dem Kundigen erzählen sie vom Leben der Verstorbenen. Aufgrund des jüdischen Glaubens an die Auferstehung, muss der Friedhof bestehen bleiben und es gibt keine Urnenbeisetzung. 1946 fand die letzte Beisetzung auf dem Friedhof statt, es war dies Auguste Richter geb. Berberich aus Großkrotzenburg. Ihr Enkel befand sich unter der Gruppe der Zuhörer und pflegt das Grab seiner Großmutter heute noch. Der Friedhof befindet sich heute unter der Verwaltung des jüdischen Landesverbandes Frankfurt.-

Nach diesen vielen Eindrücken, wanderte die Gruppe zielstrebig zur Schlussrast in die Gaststätte Sportheim nach Großauheim. 10 km Wanderung und viele Eindrücke machen hungrig und durstig.