Der Heimat- und Geschichtsverein Großauheim veranstaltete in Kooperation mit der VHS Hanau am Sonntag den 11.05.2014 einen geschichtlichen Rundgang durch Alt-Auheim. Im historischen Gewand der „Frau Irminrat“, (eine fränkische Adlige, die ihren Auheimer Grundbesitz an das Kloster Lorsch stiftete), führte Frau Dr. Sabine-Laber-Szillat eine große Gruppe von Interessenten, die trotz Muttertag und sehr widrigen Witterungsverhältnissen teilnahmen. Der Rundgang begann an den drei Schulen, die den großen Kinderreichtum der frühen Industrialisierung aufnahmen und führte am spätgotischen „Alten Rathaus“ vorbei (mit einer Inschrift 1487), das durch seine Lage an der Pforte den Zugang nach Großauheim kontrollierte. Weiter ging es an vielen, schönen  renovierten Fachwerkhäuser vorbei.

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Das älteste Fachwerkhaus ist die Mittlere Maingasse 9 (1651). Direkt gegenüber, in der Taubengasse 6, praktizierte und lebte in der großbürgerliche Villa der ersten Arzt in Großauheim, Dr. Karl Kihn. Ebenfalls in der Taubengasse wohnte der letzte Schultheiß Wendelin Kämmerer. Besondere Beachtung fanden in der Hintergasse die Geburtshäuser von Frau Prof. Mathilde Hain und August Peukert. Frau Hain hatte ab 1953 an der Frankfurter Universität einen Ruf für Ethnologie, eine zur damaligen Zeit seltene Position für Frauen. August Peukert ist über die Grenzen Großauheims durch seine Gemälde, Graphiken, Kohlezeichnungen, Sgraffits und für seine lebendigen Farbglasfenster in Kirchen, Schulen und Krankenhäuser bekannt. Ein Schatz wurde 1996 unter dem Bauernhaus der Hintergasse 10 von 1688 gefunden. In einem Krug fanden sich wertvolle Münzen, deren jüngste von 1552 stammte. Weiter führte der Weg vorbei am ehemaligen Schäferhaus (Ecke Schäfergasse), an der früheren Gaststätte „Engel am Zollturm“ zum Main. Hier ging es ein kleines Stück über den Leinpfad, über welchen die Schiffe früher erst durch Menschen, dann von Pferden getreidelt wurden, bis dann später das Kettenschiff „Maakuh“ den Main befuhr. In der Langgasse 15 betrachteten die Besucher das 1967 renovierte Fachwerkgebäude, Kurfürstliches Hofgut genannt, da der Hof zuerst von den Herren von Hainhausen, den späteren Eppsteinern bewirtschaftet wurde; die das Anwesen dann an die Kurfürsten von Mainz verkauften. Das Wetter veranlasste Frau Dr. Laber-Szillat die Führung in der Alten Kirche zu beenden. Im Kircheninneren erfuhren die Teilnehmer, dass die Skulpturen des Hochaltars die Heiligen Jakobus und Valentin, die beiden Patrone des Gotteshausen sowie Petrus und Paulus darstellen. Das Epitaph des jungen Prinzen Franz Ludwig zu Oettingen-Wallerstein, dessen Grab sich am Hochaltar befindet, erinnert an einen der gefallenen 15000 Soldaten, die in der Schlacht von Hanau ihr Leben ließen. General Wrede, der seine bayrischen Soldaten damals gegen Napoleon führte, residierte im alten Pfarrhaus. Die prächtige Neusilber-Ampel für das Ewige Licht hatte den alten Auheimer Spitznamen „Torfkäs“. Als vor 150 Jahren der Torfabbau im Bereich der Schiffslache und der heutigen Waldsiedlung begann, verdiente der Pächter Melchior Hain am gemeindeeigenen Torfabbau so gut, dass er diese Ampel stiftete. Die tiefe Religiosität unserer Vorfahren belegt auch ihr Glaube an Gottes Hilfe in den Ungewissheiten und Ängsten der Pest. 1666 forderte die Seuche erhebliche Opfer und rund 10 Prozent der Einwohner starben schnell und elend. Ein Gelöbnis der Zivil- und Kirchengemeinde Großauheims versprach, am Namenstag des Pestheiligen Rochus (16.August) eine Messfeier, Prozession und Predigt abzuhalten, was bis heute stattfindet. Die Pest kehrte tatsächlich nicht mehr zurück. Die Teilnehmer fragten auch nach den Grabsteinen des St. Jakob-Kirchhofes. Sie warten zur Zeit bei einem Steinmetz auf ihre Restaurierung. Erst nach abgeschlossener Finanzierung können die Grabsteine ihren ursprünglichen Platz wieder einnehmen. An diesem Nachmittag zeigte sich wieder, dass es auch für Großauheimer Mitbürger von ihrem Heimatort viel Neues zu erfahren gibt. Die Führung wird am 28. September wiederholt.