Bei meinem heutigen Besuch im alten Klassenraum wird die Alterspyramide anschaulich: wo sich einst 40 Kinder tummelten und sich um Buchstaben und Ziffern mühten, entsteht nun ein Altenheim vom Feinsten. Pro Klassenraum zwei  Appartements mit Nasszelle, in den Räumen, wo einst Fräulein Braun und Herr Skirka unterrichteten, entstanden Speisesäle und Aufenthaltsräume.

1877 errichtete die Gemeinde für die steigende Kinderzahl des katholischen Dorfes eine zweite Schule samt Lehrerhaus und Nebengebäuden für die kleine Landwirtschaft der Lehrer. Doch bereits 15 Jahre später wurde angebaut. Hier  erhielten evangelische Schüler ihre eigene Bekenntnisschule. Im NS-Regime wurde alle konfessionellen Schulen vereinheitlicht und eine Hauptschule – eine nationalsozialistische Form der Mittelschule – zog hier ein. Nach Kriegsende bis 1972 bevölkerten Volks- und Grundschüler das Gebäude, die Schulhöfe und den Schulgarten. Danach beherbergte es eine Schule für Lernhilfe und hieß „Schule am Brunnen“. Die damals noch selbständige Stadt Großauheim hatte sechs Pinguinbronzen anlässlich 100. Geburtstages des aus Großauheim stammenden Tierbildhauers August Gaul (1869-1921) erworben und ließ zu Ehren des Künstlers von dem Künstler Ugge Bärtle 1969 einen Brunnen errichten. Im November 2013 gestaltete der Frankfurter Bildhauer Eberhard Franz Gutberlet einen neuen Brunnen. Nun werden demente Mitbürger bald in diesem Kompetenz-Zentrum betreut werden. So wird der schöne Ziegelbau den veränderten Bedürfnissen angepasst und der demografischer Wandel ist zum Anfassen nahe

 

(So alt die Bulau S.74 ff, B. Picard)

Neuer August-Gaul-Brunnen eingeweiht

Wasserspiel für berühmte Pinguine

Großauheim - Zuletzt saßen sie auf dem Trockenen, die sechs Bronze-Pinguinfiguren des berühmten Tierbildhauers August Gaul. Nun zieren sie einen neuen Brunnen, der gestern vor dem künftigen Zentrum für Demenzkranke an der Großauheimer Hauptstraße enthüllt wurde. Von Christian Spindler

Rund 270.000 Euro hat die neue Grünananlage samt August-Gaul-Brunnen vor dem künftigen Kompetenzzentrum für Demenz an der Großauheimer Hauptstraße gekostet.

© Spindler

Rund 270.000 Euro hat die neue Grünananlage samt August-Gaul-Brunnen vor dem künftigen Kompetenzzentrum für Demenz an der Großauheimer Hauptstraße gekostet.

Der Stadtteil hat damit ein Schmuckstück wieder, sagte Oberbürgermeister Claus Kaminsky bei der Zeremonie. Von einem „Freudentag“ für Großauheim sprach Ortsvorsteher Gerhard Luber. Die Gemeinde hatte die sechs Pinguinbronzen 1969 anlässlich 100. Geburtstages des aus Großauheim stammenden Tierbildhauers August Gaul (1869-1921) erworben und ließ zu Ehren des Künstlers vor der damaligen Grundschule einen Brunnen errichten. Der vorwiegend in Berlin tätige Gaul gilt als einer der renommiertesten Tierbildhauer und Wegbereiter der Moderne.

Als der Brunnen marode war, die Wassertechnik defekt und die Anlage immer mehr herunterkam, setzte sich der Ortsbeirat immer wieder für eine Sanierung ein. en. „Viele unserer Anträge verliefen im Sand“, erinnert Luber. Erst 2009 kam der Beschluss, die Pinguine nicht ins Museum zu geben, sondern an ihrem Platz zu erhalten und ein neues Brunnen-Kunstwerk zu gestalten.

Seit gestern ist das Ergebnis zu bewundern. Der Frankfurter Bildhauer Eberhard Franz Gutberlet, von dem der Neuentwurf stammt, lässt aus dem fünf Meter großen, beleuchteten Rundbecken einen Brunnenstock herausragen, auf dem er die Pinguine arrangiert hat. Gutberlet hat mit Kirchheimer Naturstein, einem Muschelkalk, auf das auch von Gaul bei seinen Brunen verwendete Material zurückgegriffen und sich an den Gestaltungsprinzipien des Meisters orientiert.

Im vorigen Jahr ist bereits die Grünanlage vor dem künftigen Demenz-Zentrum für 145.000 Euro erneuert worden. Das Gros der Kosten trägt die Stadt, 55.000 Euro die Stiftung Althanauer Hospital, der ein Teil des Grundstücks gehört. Der neue Brunne hat 125.000 Euro gekostet. Drei Viertel davon trägt die Stadt, ein Viertel die Stiftung und die Sparkasse. Über einen von Ortsbeiratsmitglied Roswitha Kießling initiierten Verkauf von Spenden-Plaketten kamen 750 Euro zusammen. Die Aktion läuft weiter. August Gaul hat neben seinen Plastiken auch elf Brunnen gestaltet; sieben sind erhalten, darunter in Berlin und Hamburg.

Den im Kompetenzzentrum für Demenz betreuten Menschen, soll der Pinguin-Brunnen auch „ein Stück Lebensfreunde vermitteln“, so Friedrich Trapp, Geschäftsführer der Martin-Luther-Stiftung, die zusammen mit der Stadt das Zentrum trägt. Die Eröffnung soll nächstes Jahr erfolgen. Trapp regte bei der Brunnen-Einweihung an, die Einrichtung nach August Gaul zu benennen.